05. Juni 2004

Artenvielfalt schon vor der "Kambrischen Explosion des Lebens"?


Chinesische und nordamerikanische Forscher um Jun-Yuan Chen von der Universität im chinesischen Nanjing haben nach eigenen Aussagen in der Doushantuo Formation im Südwesten Chinas die ältesten bekannten Vielzeller mit klar definierten Körperhälften gefunden. Ihren Angaben zufolge hätten sich diese Tiere bereits 50 Millionen Jahre vor der "kambrischen Explosion des Lebens" entwickelt, genauer gesagt vor 580 bis 600 Millionen Jahren.

Nach gängiger Theorie begann vor 540 Millionen Jahren explosinosartig die Entstehung zuvor unbekannter Vielzellerarten. Immer wieder tauchte in den letzten Jahren aber die Frage auf, ob die neuen Arten tatsächlich so blitzartig erschienen, zumal immer wieder Fund darauf hindeuteten, dass die Entstehung bereits früher einsetzte. Bislang fehlten aber entsprechende Funde, mit denen diese These belegt werden konnte.

Das Forscherteam um Jun-Yuan Chen glaubt aber nun in den 0,2 Millimeter kleinen Strukturen soetwas wie einen spiegelbildlichen Organismus gefunden zu haben, der neben Mund und Rachen auch paarweise Hohlräume entlang des Verdauungstraktes enthält. Die doppelt an der Außenhaut vorkommenden Beulen könnten auf Spuren von Sinnesorganen hinweisen, so das Team.

Da sich die Erde an der Schwelle vom Präkambrium zum Kambrium von einer extremen globalen Eiszeit erholte, nannten die Forscher diesen frühen Vielzeller Vernanimalcula, was soviel bedeutet wie "kleines Frühlingstierchen".

Nicht alle Paläontologen sind mit der Deutung des Fundes jedoch einverstanden: So gibt Stefan Bengtson vom schwedischen Naturgeschichtemuseum zu bedenken, dass die gefundenen Strukturen keineswegs einen tierischen Ursprungs haben müssten. Es könne ebenso gut sein, dass es sich um dünne Mineralkrusten handelt, die sich rund um die Hüllen toter, einfach aufgebauter Organismen gebildet hätten, zumal solche "Mini-Särge" in den untersuchten Gesteinen im Südwesten Chinas keine Seltenheit seien.


weitere Informationen unter:

  • Spiegel Online:
    Theorie zur Artenbildung wankt



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