16. Juli 2013

Studie zeigt: Pachycephalosaurier kämpften doch mit den Köpfen


Eine neue Studie belegt: Die Schädelkuppeln der Pachycephalosaurier wurden möglicherweise tatsächlich zu Kopfkämpfen benutzt, ähnlich der heutiger Dickhornschafe?

Aufgrund des massiven Knochens, aus dem die Kuppel bestand, wurde das häufig von Wissenschaftlern bezweifelt. Eine Studie aus dem Jahr 2013 bestätigt aber die Möglichkeit dieses Verhaltens.

Pachycephalosaurier sind eher kleine, pflanzenfressende oder allesfressende, auf zwei Beinen laufende Dinosaurier aus der Gruppe der Ornithischier, die sich durch eine hohe Schädelkuppel auszeichnen. Sie lebten in der späten Kreidezeit; ihre Überreste wurden in Nordamerika, in Asien und möglicherweise in Europa entdeckt.

Um herauszufinden, ob die hohe Schädelkuppel auch zu innerartlichen Kämpfen eingesetzt wurde, untersuchten die Forscher 109 Schädelkuppeln von 14 Pachycephalosaurier-Arten und entdeckten, dass gerade bei den hohen Kuppeln am Scheitelpunkt häugig wieder verheilte Läsionen zu finden waren − und zwar bei allen Pachycephalosaurier-Arten; je höher die Schädelkuppel war, desto häufiger traten Verletzungen auf. Bei den niedriger gewölbten Kuppeln der gleichen Art hingegen konnten kaum Verletzungen gefunden werden. Auffallend war zudem, dass die Verletzungen ausschließlich bei älteren Tieren auftraten und nicht bei jungen.

Die Forscher vermuten daher, dass es sich bei den hohen Kuppelträgern um Männchen handelte, die um die Gunst der Weibchen kämpften oder ihr Revier verteidigten. Auch von anderen Dinosaurierarten, denen man innerartliche Kämpfe unterstellt, wie z.B. Stegosaurus und Triceratops, sind Verletzungen bekannt − allerdings sind diese prozentual geringer als die bei den Pachycephalosauriern, was ebenfalls darauf schließen lässt, dass diese innerartliche Kämpfe durchführten.

Viele der Verletzungen waren wieder vollständig verheilt. Es gab jedoch auch vereinzelt nur teils verheilte Läsionen. Das lässt vermuten, dass das Tier möglicherweise an den Verletzungen oder deren Auswirkungen (evtl. Knocheninfektion) verendet ist.

Die Forscher entdeckten zudem, dass die Schädelkuppel aus einer bestimmten Knochenart bestand − aus einer einzigartigen Form von fibrolamellarem Knochen −, die dafür bekannt ist, dass sie schnell wieder neuen Knochen ausbildet und Verletzungen "repariert". Das würde dafür sprechen, dass an dieser Stelle eine schnelle Heilung vonnöten war.

Frühere Annahmen, dass die hohe Schädelkuppel ausschließlich der Partnerwerbung oder der Arterkennung diente, verwarfen die Forscher dieser Studie, da zum einen der Materialaufwand für diese hohe Schädeldecke in keinem Verhältnis zur unscheinbaren Signalwirkung steht − und zum anderen die Unterschiede zwischen den Arten zu gering sind, als dass sie der Arterkennung hätten dienen können.

Allerdings könnte die hohe Kuppeldeckel neben der Kampffunktion zusätzlich eine Signalwirkung gehabt haben, so die Forscher, da bei heute lebenden Tieren zu beobachten sei, dass bisweilen schon das Senken des Kopfes und somit das Zeigen der "Waffen" einen Kampf verhindere, da sich der Schwächere dann lieber zurückzieht. Insofern könnte eine hohe Schädelkuppel durchaus angezeigt haben, dass hier ein kampfbereites und siegessicheres Männchen unterwegs war.

Bei heutigen Kopfstoß-kämpfenden Tieren sind neben Kopfverletzungen auch häufig noch Verletzungen an der Brust oder der Seitenflanke zu beobachten. Leider konnten solche Verletzungsarten aufgrund mangelnder Skelettreste bei den Pachycephalosauriern nicht gefunden werden. Solche Funde könnten die These der Kopfkämpfe weiter erhärten, sollte irgendwann mal brauchbares prostkraniales Skelettmaterial entdeckt werden.



weitere Informationen unter:

  • National Library of Medicine (engl.):
    Distributions of Cranial Pathologies Provide Evidence for Head-Butting in Dome-Headed Dinosaurs (Pachycephalosauridae)



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