14. Februar 2017

245 Millionen Jahre altes Dinocephalosaurus-Fossil zeigt wahrscheinlich Muttertier mit Embryo und verweist auf Lebendgeburten bei dieser Art von Protosaurier



Im Süden Chinas wurden schon im Jahr 2008 die Überreste einer ausgestorbenen Protosauria-Art entdeckt, die vor 245 in der mittleren Trias gelebt hat, deren besondere Bedeutung erst jetzt erkannt wurde.

Dinocephalosaurier, so der Name der Protosaurier-Art, gehörten zu den Archosauromorpha, lebten als Fischjäger im Meer und besaßen paddelförmige Füße und einen langen Hals, der aus 25 Wirbeln bestand und somit wahrscheinlich sehr beweglich war. Der ausgewachsene Dinocephalosaurus war insgesamt knapp drei Meter lang, wovon der Hals mit einer Länge von 1,7 Metern mehr als die Hälfte ausmachte.

Schon vor einiger Zeit war den Forschern aufgefallen, dass im Inneren des Dinocephalosaurus-Skeletts ein Miniskelett eines anderen Dinocephalosaurus lag, doch konnte nicht sofort ermittelt werden, ob es sich dabei um einen Embryo oder ein kürzlich verschlungenes Jungtiert handelt.

Nach eingehenden Studien sind sich die Forscher nun aber einig, dass es sich dabei um ein noch nicht geborenes Jungtier und nicht um die letzte Mahlzeit handelt.

Viele Indizien sprächen, laut Forscher, für eine Lebendgeburt bei diesem gemeinsamen Vorfahren von Krokodil, Dinosaurier und Vogel:

Erstens: Das Miniskelett ist vollkommen vom großen Skelett eingeschlossen, was dafür spricht, dass die beiden Tiere zeitgleich gestorben sind und gegen die Möglichkeit, dass das eine Fossil das andere überlagert hat.

Zweitens: Der Kopf des Embryos zeigt nach vorn, was bei Lebendgeburten im Wasser typisch ist. Während Landtiere meist mit dem Kopf zuerst geboren werden, gebären Wale und andere lungenatmende Wassertiere ihre Jungtiere mit dem Schwanz vorneweg, damit sie, sobald sie ganz aus dem Mutterleib heraus gekommen sind, sofort an die Wasseroberfläche schwimmen können, um Luft zu atmen.

Drittens: Die Lage des Miniskeletts spricht gegen ein Beutetier, da diese in der Regel mit dem Kopf zuvor verschlungen und so auch verdaut werden.

Viertens: Das Miniskelett liegt in einer typischen Embryonalhaltung.

Fünftens: Es wurden keine Hinweise auf kalkhaltige Eierschalen gefunden, dafür aber auf verkalkte Knochen bei dem Jungtier, was auf eine fortgeschrittene Entwicklung hindeutet. Somit wird es seine weitere Entwicklung nicht außerhalb des Mutterkörpers in einem Ei fortgesetzt haben.

Sechstens: Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Geschlecht genetisch festgelegt war - anders als bei Krokodilen und Schildkröten, bei denen das Geschlecht von der Umgebungstemperatur im Nest abhängt.

Siebtens: Beim Muttertier konnte ein dehnbares Becken nachgewiesen werden, was ebenfalls für eine Lebendgeburt spricht.

Vermutlich ließ der Körperbau mit den Paddelflossen und dem überlangen Hals es ohnehin nicht zu, dass Dinocephalosaurus an Land kroch, um Eier abzulegen. Insofern war die Lebendgeburt wahrscheinlich für diese Tierart notwendig, um im Wasser existieren zu können.

Mit diesem Fund ist erstmals eine Lebendgeburt bei den Archosauromorpha nachgewiesen worden. Gleichzeitig gilt dieser Fund als der älteste Nachweis der Fortpflanzungsstrategie bei dieser Tiergruppe. Durchgesetzt hat sich die Lebendgeburt in dieser Tiergruppe jedoch nicht. Denn ab dem Jura sind keinerlei Hinweise mehr bekannt, die bei Krokodilen, Dinosauriern oder Vögeln auf Lebendgeburten hindeuten.



weitere Informationen unter:

  • Bild der Wissenschaft:
    Fossilfund: Meeresreptil mit Jungtier im Bauch
  • Sueddeutsche.de:
         − Langhals mit Baby: Fossil schwangeren Meeresreptils entdeckt
  •      − Wassergeburt
  • SCIENCE ORF.at:
    Fossilfund: Ur-Saurier war trächtig
  • scinexx:
    Schwangeres Urzeit-Reptil überrascht Paläontologen
  • Spiegel Online:
    Forscher entdecken Reste von schwangerem Meeresreptil
  • n-tv:
    Meeresreptil trug Jungtier im Bauch



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