21. Februar 2018
Die Systematik der Dinosaurier gerät aus den FugenVor der Jahrtausendwende gab es einige klare Kennzeichen, die einen Dinosaurier von anderen Urzeittieren abhob. David Norman hatte diese in den 90er Jahren grob umrissen:
Später wurden dann neue Unterscheidungsmerkmale aufgeführt, die für Dinosaurier charakteristisch waren, die wiedrum grob zusammengefasst lauten:
Stephen Brusatte von der Universität von Edinburgh resümiert daher: "Damals [Anm.: zu Owens Zeiten] gab es so wenige Dinosaurier. Aber je mehr Fossilien man findet, desto komplizierter werden die Muster. Mit jeder neuen Entdeckung erhältst du einen anderen Blick darauf, welche Eigenschaften einen Dinosaurier definieren. Es ist bei weitem nicht so klar wie früher." Früher glaubten die Forscher auch, dass die Dinosaurier irgendeinen Vorteil gegenüber den mit ihnen verwandten Gruppen hatten, der ihnen half, das Massensterben am Ende der Trias zu überleben und ihnen somit die Herrschaft über die Erde zu ermöglichen. Inzwischen haben die die Forscher aber erkannt, dass auch in den verwandten Gruppen ähnliche Entwicklungen stattgefunden haben wie bei den Dinosauriern: So wurden u.a. die Beine länger und ordneten sich direkt unter dem Körper an. Dass die Dinosaurier im Jura dann zur herrschenden Tiergruppe wurde, lag vermutlich daran, dass sie schneller als andere Tiergruppen die nach dem Massensterben frei gewordenen ökologischen Nischen wieder besetzten und sich dort breit machten. Sterling Nesbitt von der Virginia Tech in Blacksburg meint, die Dinosaurier hätten im Grunde eigentlich gar nichts anders gemacht als ihre nächsten Verwandten. Warum also gerade die Dinosaurier das Massensterben überlebten und die Dinosaurier-Verwandten nicht, können die Forscher bislang nicht erklären. Diese vielen neuen Erkenntnisse in der Dinosaurierforschung veranlasste im letzten Jahr eine Gruppe von Paläontologen um David Norman und Paul Barrett dazu, die bisherige Klassifizierung der Dinosaurier anzuzweifeln und eine neue Klassifizierung der Dinosauriergruppen vorzuschlagen, nach der die Theropoden näher den Ornithischiern zugeordnet und die Sauropoden als eigene Gruppe angesehen werden sollten. (vgl. Nachricht vom März 2017) Eine andere Gruppe um Stephen Brusatte hatte jedoch Zweifel an dieser neuen Klassifizierung und überprüfte durch eigene Auswertung diverser Fossilien die Wahrscheinlichkeit dieser Neuausrichtung der Klassifizierung − eigentlich mit dem Ziel, diese ad absurdum zu führen. Zur eigenen Überraschung stellte die Gruppe um Stephen Brusatte aber fest, dass sämtliche Stammbaum-Theorien gleich wahrscheinlich sind:
Stephen Brusatte meint daher: "Wir sollten die Lehrbücher noch nicht umschreiben. Aber wir haben das, was wir für eine Gewissheit hielten, in ein Mysterium verwandelt." Früher waren die Paläontolgen der Ansicht, dass immer mehr Funde von früheren Dinosauriern und deren Verwandten auch zu einer immer detaillierteren Sicht auf die Evolution der Dinosaurier und einem immer besser geordneten Stammbaum beitragen würden. Doch Sterling Nesbitt stellt aufgrund der neuesten Erkenntnisse fest: "Jetzt haben wir viel mehr Fossilien und es ist viel unordentlicher." |
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