15. März 2018

Brutverhalten hatte direkten Einfluss auf die Ausbreitung der Dinosaurierspezies



Ein internationales Forscherteam hat die weltweit gefundenen Überreste von Dinosaurier-Nestern untersucht und mit den Nistgewohnheiten, dem Nistmaterial und der geographischen Verbreitung noch lebender Archosaurier verglichen.

Dabei haben die Forscher festgestellt, dass bei den unterschiedlichen Brutmethoden auch vorzugsweise bestimmtes Nistmaterial verwendet wird und dass diese Brutmethoden in verschiedenen geographischen Breiten angewandt werden - was sich auch auf die Dinosaurier übertragen lässt.

Die Forscher unterschieden drei verschiedene Brutmethoden:
  • Tiere, die ihre Eier in Sandhügeln legen oder in der Erde verscharren, um diese von der Sonne oder geothermischen Quellen ausbrüten zu lassen,
  • Tiere, die ihre Eier mit organischem Material bedecken, um diese von der Wärme, die bei der mikrobiellen Zersetzung der Pflanzenreste auftritt, ausbrüten zu lassen und
  • Tiere, die ihre Eier durch ihre eigene Körperwärme ausbrüten, indem sie sich auf ihre Eier setzen.
Bei den Sandhügel-Nestern oder Erdlochnestern, deren Gelege von der Sonne ausgebrütet werden, ist die Nesttemperatur nur unerheblich höher als die Umgebungstemperatur, maximal konnten knapp 7 Grad Celsius Unterschied festgestellt werden. Daher wird diese Brutmethode nur von Tieren in Gegenden mit entsprechend hoher Lufttemperatur angewendet, heutzutage bis zum 37. Breitengrad. Vorzugsweise verwenden diese Tiere zum Bau der Nester Sand, weniger Pflanzenmaterial oder Erde, vermutlich wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit von Sand.

Auch in entsprechenden Erdlochnest-Überresten der Dinosaurier konnte vorzugsweise Sand nachgewiesen werden. Diese Brutmethode wurde von einem Teil der Sauropoden bevorzugt, die Eier legten mit besonders großen Poren, sogenannte "faveoloolithische Eier". Solche Nester konnten bis zum 47. Breitengrad nachgewiesen werden, also noch 10 Grad nördlicher bzw. südlicher als bei heute lebenden Tieren.

Bei den Nestern, deren Gelege von mikrobieller Zersetzungswärme ausgebrütet wird, kann eine deutlich höhere Nesttemperatur nachgewiesen werden als sie in der Umgebung vorherrscht, teilweise sogar um mehr als 20 Grad Celsius. Bei diesen Nestern, die in der Regel aus Erdhügeln bestehen, wird kaum Sand als Abdeckmaterial nachgewiesen, sondern eher Pflanzenmaterialien oder Erde. Somit können solche Nester auch von Tieren, die weiter nördlich oder weiter südlich als bis zum 37. Breitengrad und somit in kälteren Regionen leben, nachgewiesen werden.

Aufgrund der in den Dinosauriernestern vorgefunden fossilen Resten organischen Materials gehen die Forscher davon aus, dass der andere Teil der Sauropoden, der Eier mit bis zu 1,5 Millimeter dicken Schalen legte, welche "megaloolithische Eier" genannt werden, und sämtliche Ornithischia diese Brutmethode bevorzugten. Hadrosaurier-Nester konnten bis zum 76. nördlichen Breitengrad und somit in der kreidzeitlichen Arktis nachgewiesen werden. Allerdings betonen die Forscher, dass dies auch mit dem damaligen Klima zusammenhängt, das wesentlich wärmer war als heute.

Da brütende Tiere ihr Nest mit der eigenen Köprerwärme und somit nahezu unabhängig von der Umgebungstemperatur warm halten können, besteht für aktiv brütende Tiere kaum eine Kältegrenze, wie Pinguine eindrucksvoll belegen, die ihre Jungtiere am Südpol aufziehen.

Auch einige Dinosaurier hinterließen offene Nester wie z.B. Oviraptorosauria oder Troodontidae. Von Troodontidae sind Nester von ähnlich hohen nördlichen Breitengraden bekannt, wie die von den Hadrosauriern. Auch sie konnten scheinbar aufgrund ihres aktiven Brutvorgangs in der kreidezeitlichen Arktis ihre Jungen aufziehen.

Als Fazit kann man also sagen, dass in der Arkis ausschließlich Hügelnester, die mit organischem Material bedeckt werden oder Nester, die aktiv von den Elterntieren bebrütet werden, anzutreffen sind. Daher machen die Forscher die Voraussage, dass − sollten eines Tages auch Sauropoden-Eier dort gefunden werden − es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um megaloolithische Eier und nicht um faveoloolithische Eier handeln wird.

Darüberhinaus erklären die Forscher auch, dass die Ausbreitung der Dinsoaurier in Richtung Arktis oder Antarktis eng verbunden war mit ihrem Nistverhalten. Verließen sie sich beim Brüten auf geothermische Quellen oder auf die Sonneneinstrahlung, konnten sie sich nicht weiter als bis zum 47. Breitengrad ausbreiten. Nutzten sie hingegen organisches Material zur Abdeckung oder setzten sich selbst auf ihre Eier zum Brüten, konnten sie sich unabhängig von der Umgebungstemperatur ausbreiten.

Somit könnten auch sehr weit nördlich gelegene Landbrücken zwischen zwei Landmassen die Ausbreitung der Dinosaurierspezies, die ihre Eier in Sandhügel- oder Erdlochnester legten, verhindert haben, während sie für die Arten, die aktiv brüteten oder Erdhügelnester bauten kein Hindernis darstellten.



weitere Informationen unter:

  • nature.com:
    Nest substrate reflects incubation style in extant archosaurs with implications for dinosaur nesting habits
  • USA today:
    Study: Dinosaurs built different types of nests for their eggs



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