08. Mai 2018

Zusammenfassung eines Interviews mit Stephen Brusatte zu seinem neuen Buch: "The Rise and Fall of the Dinosaurs"



Das Magazin "QUARTZ" hat im Zuge der Bucherscheinung von "The Rise and Fall of the Dinosaurs" ein Interview mit Steve Brusatte veröffentlicht. Hier die Zusammenfassung:
-------------------------------------------------------
Steve Bursatte, Paläontolge an der Universität von Edinburgh ist der Meinung, dass die Dinosaurier nicht die Aufmerksamkeit bekämen, die sie verdient hätten. Erwachsene würden die Dinosaurier häufig nur als Bessenheit von Kindern betrachten oder als Monster in Filmen wahrnehmen, doch seien sie eigentlich eines der faszinierendsten Themen der Wissenschaft, zumal sie einige der größten Kreaturen der Evolution hervorgebracht hätten.

Mit seinem Buch "The Rise an Fall of the Dinosaurs" versucht Brusatte nun zu begründen, warum auch Erwachsene den Dinosauriern mehr Respekt zollen sollten.

"Mir wurde beigebracht," erklärt Brusatte, "dass Dinosaurier große, schuppige, dumme Tiere waren." Sie hätten sich ihrer Umgebung schlecht angepasst, seien nur herumgetrottet, hätten ihre Zeit abgesessen und eigentlich nur darauf gewartet, irgendwann einmal auszusterben. Sie seien kurzum gesagt "Evolutionäre Fehler" oder "Sackgassen in der Geschichte des Lebens" gewesen.

Sicherlich, vor 66 Millionen Jahren sind die Dinosaurier ausgestorben, ausgelöst durch einen auf die Erde geprallten Himmelskörper. Aber davor herrschten die Dinosaurier 150 Millionen Jahre lang − und zwar dank ihrer Klugheit und Anpassungsfähigkeit. Homo sapiens dagegen gibt es erst seit etwa 300.000 Jahren − im Vergleich zur Existenzdauer der Dinosaurier ist diese kurze Zeitspanne so viel wie nichts.

Die Dinosauriergeschichte sei jedoch eine Erfolgsgeschichte, so Brusatte: "Um die Welt zu beherrschen, braucht es echtes Talent und Einfallsreichtum. Die Dinosaurier bewegten sich nicht langsam; sie waren schnell. Sie waren nicht dumm; wir können aus CAT-Scans erkennen, dass sie große Gehirne und scharfe Sinne hatten. Und dennoch beleidigen wir weiter die Intelligenz der Dinosaurier, indem wir mit ihren Namen die aus der Zeit gefallenen Typen wie den in Ungnade gefallenen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein beschreiben."

Das Wort "Dinosaurier" sollte viel mehr mit "Erfolg" gleichgesetzt werden statt mit "Scheitern".

Brusatte nennt einige Gründe, warum sich auch Erwachsene für das Thema "Dinosaurier" interessieren sollten:

  • Dinosaurier erinnern uns an unsere menschliche Vergänglichkeit.
    Dinosaurier waren für viele Millionen Jahre die unangefochtenen Könige des Planeten. Dann, aus dem Nichts, kollidierte ein Weltraumfelsen in der Größe des Mount Everests mit der Erde und löste Erdbeben, Tsunamis, Vulkanausbrüche, Waldbrände und ofenähnliche Temperaturen aus. Gleichzeitig füllte sich die Atmosphäre mit Trümmerteilen an, so dass die Sonnen nicht mehr auf die Erde scheinen konnte.
    Brusatte fragt: "Wissen Sie, wie sich die Dinosaurier demgegenüber verhalten haben? Sie starben. Wir würden das Gleiche tun."
  • Dinosaurier geben uns einen neuen Blickwinkel auf unseren Platz in der Welt und wie flüchtig dieser in Wirklichkeit ist.
    Brusatte macht klar: "Selbst wenn Sie an der Spitze der Natur stehen, gibt es keine Garantie, dass Sie für immer dort stehen werden." Der Titel des Buches "The Rise and Fall of the Dinosaurs" sei eine Hommage an das Römische Reich: So wie die Römer hatten auch die Dinosaurier eine Art Imperium geschaffen − sie hätten sich gegenüber anderer Tiergruppen behauptet, seien erstaunlich dominant geworden und schließlich seien sie untergegangen. Das ist so oft in der Geschichte der Menschheit − ein Königreich ist allmächtig und dann geht es unter.
  • Menschen existieren heute nur aus dem Grund, weil die Dinosaurier ausgestorben sind.
    Die ersten Säugetiere entstanden während der Trias vor rund 230 Millionen Jahren. Diese Säugetiere blieben klein, bescheiden und lebten im Schatten der Dinosaurier als Schwimmer, Wühler, Baumkletterer und Segelflieger. Diejenigen, die den Einschlag des Asteroiden überlebten, waren nicht viel größer als Ratten. Dann, als die Nicht-Vogel- Dinosaurier ausgestorben waren, konnten sie evolutionär durchstarten. Fast unmittelbar nach dem Aussterben fast aller Dinosaurier findet man sowohl kuhgroße als auch große, grabende, dachsartige Säugetiere. Innerhalb von höchstens einer Million Jahre nach dem großen Dinosauriersterben gab es die ersten baumschwingenden Affen. Mit anderen Worten: Erst der Zusammenbruch der Dinosaurier führte zu den Primaten und später zum Menschen.
  • Dinosaurier verdeutlichen die Bedeutung der Biodiversität.
    Wenn Erwachsene über Dinosaurier sprechen, nennen sie in der Regel nur die bekanntesten Namen: T. rex, Stegosaurus, Velociraptor und Brontosaurus. Aber Wissenschaftler kennen mindestens 700 oder 800 Arten von Dinosauriern und glauben, dass es noch viel mehr gab.
  • Dinosaurier und andere Fossilien machen deutlich, dass Vielfalt ein Schlüssel zum Erfolg ist.
    Weil die Dinosaurier so vielfältig waren, konnten sie sich besser an die Veränderungen der Umwelt anpassen. Als zum Beispiel am Ende der Jurazeit die Sauropoden im Schwinden begriffen waren, verloren viele Fleischfresser eine wichtige Nahrungsquelle − es hätte die gesamte Nahrungskette erschüttern können. Stattdessen, so erklärt Brusatte in seinem Buch, begannen einige fleischfressende Dinosaurier neue Nahrungsquellen zu erschließen, verzichteten auf Fleisch und begannen stattdessen Nüsse, Samen, Käfer und Schalentiere zu fressen. Die Spinosaurier begaben sich ins Wasser und begannen Fisch statt Fleisch zu fressen.
Die Anpassungsfähigkeit der Dinosaurier bekommt heute eine neue Relevanz, sagt Brusatte, da der Klimawandel gerade zum sechsten großen Aussterben der Erdgeschichte führt: "Viele Arten sterben schneller aus als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte." Die Tiere der Urzeit mussten sich Millionen von Jahren vor dem Menschen mit realen Klimaveränderungen auseinandersetzen − mit Vulkanen, Asteroiden, steigenden Temperaturen und steigendem Meeresspiegel. Genau das macht sie heute wichtig, da wir verstehen müssen, was passieren wird, wenn sich der Meeresspiegel ändert und die Temperaturen steigen. Im Leben und Sterben der Dinosaurier und anderer ausgestorbener Tiere liegen die Hinweise darauf.



weitere Informationen unter:

  • QUARTZ (engl.):
    You probably don’t appreciate dinosaurs nearly enough



  • Zurück zur vorhergehenden Seite

    Zum Seitenanfang



    © 2018 Dinosaurier-Interesse