04. Juni 2018

Animation zeigt, wie Stegosaurus gelaufen ist



Auf den Seiten des Natural History Museum von London wird eine animierte Darstellung eines laufenden Stegosaurus-Skeletts mit Spitznamen ",Sophie" gezeigt und mit der Stimme von Sir David Attenborough textlich begleitet.

Übersetzt lautet der Text in etwa so:

"Meistens ist Sophie um die anderthalb Stundenkilometer schnell gelaufen. Wenn sie jedoch in ihrer Höchstgeschwindigkeit von sechseinhalb Stundenkilometern unterwegs war, werden sich ihre großen Hinterbeine etwas unbeholfen bewegt haben.

Die Platten auf ihrem Rücken hatten höchstwahrscheinlich mehrere Funktionen: Sie waren eine Art von Zurschaustellung für andere und werden auch dabei geholfen haben, den Körper kühl zu halten, indem sie Wärme abgaben.

Ein CT-Scan zeigte, dass die Platten zu schwach waren, um vor einem Angriff zu schützen. Sie hätten Sophie aber zumindest größer aussehen lassen.

Für den Fall jedoch, dass sich ein Raubtier näherte, wären die Stacheln an diesem Schwanz aus ihrer Passivität erwacht. Wenn also irgendwelche Raubtiere da wären, würde ich nicht erwarten, dass Sophie eine leichte Mahlzeit gewesen wäre."

Um diesen Film herzustellen, wurde das 150 Millionen Jahre alte Fossil des 2003 in Wyoming gefundenen, bislang vollständigsten Skeletts eines Stegosaurus eingescannt. Das besondere an diesem Fossil war, dass es nicht so platt gedrückt geborgen wurde, sondern in seiner Dreidimensionalität erhalten geblieben ist.

Deutlich erkennbar sind die im Vergleich zu den Hinterbeinen recht kurzen Vorderbeine. Dies führen die Forscher darauf zurück, dass Stegosaurier von ehemals auf zwei Beinen laufenden Dinosauriern abstammen, die ihre Hände an den relativ kurzen Armen eher zum Greifen benutzten. Beim Stegosaurus hatten sich die Hände dann so angepasst, dass sie eher zum Tragen des schweren Körpers geeignet waren.

Die Forscher um Paul Barrett sind der Ansicht, dass Stegosaurier eher langsam laufen und nicht wirklich rennen konnten. Sie vermuten, dass die normale Laufgeschwindigkeit eher der von Nashörnern oder Elefanten glich.

Auffällig am Stegosaurus ist sein sehr kleiner Kopf im Gegensatz zu dem riesigen Körper mit einem ebenfalls kleinen Maul. Es war lange Zeit umstritten, wie der Stegosaurus mit einem so kleinen Maul genügend Nahrung aufnehmen konnte, um den riesigen Körper mit ausreichender Energie zu versorgen, zumal in seinem Maul nur fingernagelgroße Zähne saßen, die für ein Mahlen oder Knabbern großer Menge Futter ungeeignet schienen.

Die Scans zeigten aber an, dass Stegosaurus eine ähnliche Beißkraft besaß wie heutige Kühe oder Schafe und seine Kiefer ähnlich effektiv arbeiteten. Seine bevorzugte Nahrung waren vermtulich Palmfarne und andere hartfaserige Pflanzen.

Das Gerücht, Stegosaurier hätten in der Hüftnähe eine Art zweites Gehirn besessen, hält sich hartnäckig. Früher vermutete man hier ein Zusammenlaufen mehrere Nervenstränge, die die Koordination der hinteren Achse übernahmen. Doch der Scan offenbarte dort eine Art Speicherort, an dem Nahrungssubstanzen eingelagert werden konnten, die es Stegosaurus erlaubten, Zeiten mit mangelndem Nahrungsangebot gut zu überstehen.

Für die Platten gab und gibt es auch verschiedene Theorien. Die These, dass sie dem Schutz dienten, ist inzwischen gut widerlegt worden. Dazu waren die Platten viel zu dünn und viel zu zerbrechlich. Daher vermuten die Forscher andere Funktionen: Zum einen ließen sie das Tier wesentlich größer erscheinen als es wirklich war, zum anderen könnte es bei der Partnerwerbung eine Rolle gespielt haben. Da sich durch diese Platten viele Blutbahnen ziehen, vermuten die Forscher darüberhinaus noch eine Art Kühlungseinrichtung: So konnte Stegosaurus über die Blutbahnen überschüssige Körperwärme abgeben.



weitere Informationen unter:

  • A Natural History Museum (engl.):
    A Stegosaurus brought to life



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