14. November 2018

Pterosaurier besaßen eine Art Fell − das erkannte schon der Paläontologe Goldfuß im Jahr 1931



Als der Paläontologe Georg August Goldfuß den aus dem Oberjura stammenden Flugsaurier Scaphognathus crassirostris aus dem Solnhofer Plattenkalk im Jahr 1931 (damals noch "Pterodactylus crassirostris" geannnt) offiziell beschrieb, meinte er auf dem Fossil Haare zu erkennen und schloss nicht aus, dass die Flugsaurier allgemein, von denen man damals glaubte, dass sie als Echsen lediglich von Schuppen bedeckt waren, einen Pelz oder eine Art Federkleid trugen.

Zur damaligen Zeit rief diese Schlussfolgerung jedoch nur ungläubiges Kopfschütteln hervor − auch unter den Fachkollegen − und wurde somit direkt wieder vergessen.

Nun wurde das damals von Goldfuß beschriebene Fossil, das sich immer noch im Besitz des Goldfuß-Museums im Steinmann-Institut der Universität Bonn befindet, mithilfe moderner Techniken neu untersucht, und es wurde festgestellt: Goldfuß hatte recht!

Was dieser nur mithilfe einer Lupe gesehen hatte, konnte durch moderne Bildgebungsverfahren wie RTI (Reflectionance Transformation Imaging) und UV-Licht bestätigt werden.

Zudem konnten aufgrund der neuen Untersuchung auch Blutgefäße gefunden werden, die sich auf den Flügeln abzeichnen.

Eine neue, gründliche Analyse des von Goldfuß beschriebenen Fossils ist zur Zeit in Arbeit.

Scaphognathus crassirostris lebte von vor 155 bis vor 151 Millionen besaß eine Spannweite von rund einem Meter sowie ein geschätztes Gewicht von 200 Gramm.

Das von Goldfuß beschriebene erwachsene Exemplar war unvollständig. Nachdem später noch ein juveniles Exemlar gefunden wurde, das einen langen Schwanz aufwies, wurde der Pterodactylus crassirostris im Jahr 1861 in Scaphognathus crassirostris umbenannt und den langschwänzigen Rhamphorhynchidae zugeordnet.

Goldfuß schrieb damals:

"Auf diesen Flughäuten fallen aber die Abdrücke von Büscheln und Flocken gekrümmter und hin- und hergebogener Haare sogleich in die Augen. Auf der Gegenplatte (B.) zeigen sich diese Spuren als Erhabenheiten, auf der Hauptplatte aber als Vertiefungen. Die Haare lagen demnach ursprünglch unter der Kalschsciht der erstgenannten Tafel. Alle kehren ihre Spitzen nach unten und aussen. In den meisten Flocken unterscheidet man eine etwas stärker vorstehende, mittlere Erhabenheit, von welcher die anderen schwächern hier und da zu divergiren scheinen. Stärkere, vereinzelte Haareindrücke liegen zwischen den beiden Vorderarmen, und auf der Hauptplatte zeigt sich auch auf der weissen Stelle am Rücken der Abdruck einer flockigen, emporgerichteten Mähne, und auf der weissen Umgebung des Vorderhalses nach vorwäts gerichtete Haarbüschel. Letztere sind auch auf der Gegenplatte bemerklich; anstatt der Rückenmähne aber sieht man oben am Hinterhalse eine Menge fas gerader Strahlen, welche durch zarte, unterbrochene, gestreifte Eindrücke gebildet werden. Sie haben einige Aehnlichkeit mit dem Federbärtchen einer Straussenfeder. Noch mehr einer Feder ähnlich sind einige sehr zarte Eindrücke auf beiden Platten. Man erkennt an der bezeichneten Stelle die Umgrenzung und zarte zweizeilig-divergirende Streifung einer kleinen Vogelfeder, findet aber niemals einen stärkern Kiel. Auch macht das Vergrösserungsglas das schwache Bild nicht deutlicher, sondern lässt es vielmehr verschwinden, indem alsdann die gröbern Erhabenheiten hervortreten. Schieferige Bruchstücke der Gegenplatte, welche sich auf deren Rückeseite ablösen lassen, haben bisweilen ähnliche zarte Streifen, und auch auf der Tafel, welche den Pt. medius enthält, sieht man auf beiden Flächen, besonders auf der untern, zahlreiche Streifen und Fasern, welche wie Federbärte divergiren, und auf der obern seitlichen Bauchfläche ein sonderbares, faseriges Gewebe, wie von verfilzten Haaren und Federn. Die sichtbaren Mündungen von zwei federkieldicken Röhren, die aus einer sehr dünnen Substanz bestehen, und mit aufgelösten Klaktheilen ausgefüllt sind, könnte man für Federkiele ansprechen, wenn sich noch deutlichere Spren einer Befiederung auffinden sollten.
Der Pterodactylus crassirostris war demnach nicht wie die Reptilien mit Schuppen und Schildern, sondern mit einem Pelz von weichen, fast Zoll langen Haaren, vielleicht an manchen Stellen sogar mit Federn bekleidet. Eine ähnliche Bedeckung ist daher auch bei seinen Gattungsverwandten zu vermuthen."

KENNTNIS VERSCHIEDENER REPTILIEN DER VORWELT, S. 108 bis 109 (ab S. 106: Hinweise auf Fellbesatz)




weitere Informationen unter:

  • scinexx.de:
    Flugsaurier hatte doch ein Fell
  • Palaeontologia Electronica (Originalstudie - engl.):
    Goldfuß was right: Soft part preservation in the Late Jurassic pterosaur Scaphognathus crassirostris revealed by reflectance transformation imaging (RTI) and UV light and the auspicious beginnings of paleo-art
  • Dinodata.de:
    Scaphognathus crassirostris



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