13. November 2018

Mirarce: Uhu-großer Enantiornithes war ein guter Flieger



Im Museumsarchiv der Universität von Californien in Berkeley haben Forscher die Fossilien eines bislang unbekannten Vertreters der Enantiornithes, einer ausgestorbenen Vogelgruppe, entdeckt, die hier seit dem Jahr 1992 lagern. Bislang wurden diese Fossilien noch nicht näher beschrieben, daher war niemandem die Bedeutsamkeit dieses Fundes aufgefallen.

Der urtümliche Vogel, der noch Zähne in seinem Schnabel trug und vor etwa 75 Millionen Jahren im heutigen Nordamerika lebte, erhielt den Namen Mirarce eatoni (übersetzt in etwa: "Dr. Jeffrey Eatons wunderbarer geflügelter Bote" − der Gattungsnamen "Mirarce" setzt sich zusammen aus dem lateinischen "mirus" für wunderbar und "Arce", dem Namen des geflügelten Boten der Titanen in der griechischen Mythologie. Der Artname "eatoni" ehrt den Forscher Dr. Jeffrey Eaton, der sich jahrzehntelang mit den Fossilien aus der Kaiparowits-Formation in Utah beschäftigt hat, aus der auch das Fossil des Mirarce stammt.)

Die Bedeutsamkeit des Fundes besteht zum einen darin, dass die Überreste sehr gut erhalten blieben und bis auf den Kopf von nahezu allen Knochen Exemplare vorhanden sind, zum anderen aber auch darin, dass es sich bei diesem Vogel um den größten bislang bekannten Enantiornithen, der zu dieser Zeit in Nordamerika lebte, handelt (bislang wurden ausschließlich krähengroße Vögel entdeckt, Mirarce hatte jedoch die Größe eines Uhus).

Am aufregendsten ist jedoch die Tatsache, dass Mirarce sich an den Vogelflug ähnlich gut angepasst hatte, wie die heutigen Vögel: So besaß er ein schmaleres Gabelbein als andere Enantiornithen und eine ausgeprägtere Brustbeinleiste mit vermutlich größeren Flugmuskeln. Auch könnten kleine Erhebungen auf den Vorderarmknochen darauf hindeuten, dass hier Bänder gesessen haben, die den Konturfedern beim Fliegen mehr Stabilisierung verliehen. Alles in allem könnte Mirarce also ein hervorragender Flugkünstler gewesen sein − und ähnlich gut geflogen sein wie heutige Vögel.

Warum also beim Massensterben am Ende des Mesozoikums vor 66 Millionen Jahren auch dieser Vogel dem Untergang geweiht war, obwohl er sich so gut angepasst hatte, bleibt allerdings ein Rätsel. Die Forscher nehmen jedoch an, dass mit dem Verschwinden des Waldes durch eine weltweite Feuersbrunst der Lebensraum dieses Vogels zerstört wurde und er somit nicht überleben konnte.

Die Theorie, dass die in Bäumen lebenden Vögel mit dem Verschwinden der Wälder ausgestorben sind und sämtliche heute lebenden Vögel von bodenbrütenden Vorfahren abstammen, wurde schon im Mai diesen Jahres geäußert. (vgl. Nachricht vom Mai 2018)

Allerdings, so räumen die Forscher ein, müsse diese Theorie noch weiter erforscht werden.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Urvogel sorgt für Überraschung
  • PeerJ (Orignalstudie - engl.):
    The most complete enantiornithine from North America and a phylogenetic analysis of the Avisauridae



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