23. November 2018

Lisowicia: 4,50 Meter langer Dicynodont aus der Obertrias in Polen entdeckt



Bereits im Jahr 2006 wurden im südlichen Polen in Gesteinsschichten, die der Obertrias zugeordnet und auf ein Alter von 210 Millionen Jahren datiert werden, die ersten Knochen eines großen Tiers entdeckt, das die Forscher zunächst aufgrund der Größe für einen Sauropoden hielten. Nach elfjähriger Grabungszeit und gründlicher Analyse der über 1000 gefundenen Knochenfragmente stellte sich jedoch heraus, dass es sich um einen Dicynodonten handelte, einem Mitglied der Gruppe der Therapsiden, die früher als "säugetierähnliche Reptilien" bezeichnet wurden.

Dicynodonten waren Pflanzenfresser mit einem zahnlosen Hornschnabel und zwei Stoßzähnen, die an die Fangzähne von Hunden erinnern − daher der Namen "Zwei-Hundezähner". Sie existierten vom mittleren Perm bis zur späten Trias.

Das bislang unbekannte Tier, von dem mehrere Individuen entdeckt wurden, erhielt den Namen Lisowicia bojani, benannt nach der Stadt Lisowice, in deren Nähe die Überreste gefunden wurden und dem vergleichenden Anatom und Paläontologen Ludwig Heinrich Bojanus (1776-1827), der sich u.a. mit Auerochsen und Schildkröten befasste, ab 1806 die Entwicklung der modernen Tiermedizin in Polen initiierte und 1823 die erste polnische Veterinärschule gründete.

Lisowicia beeindruckt die Forscher nicht nur durch seine Größe − nach Schätzung der Forscher erreichte er eine Länge von 4,50 Metern, eine Höhe von 2,60 Metern und ein Gewicht von neun Tonnen und könnte somit der größte Nichtdinosaurier-Vierbeiner seiner Zeit gewesen sein −, er war auch der mit Abstand jüngste Dicynodont, der bislang gefunden wurde (von nicht ganz unumstrittenen australischen Fragmenten aus der Kreidezeit mal abgesehen) und zeigt durch den Fundort in Polen, dass die Dicynodonten weiter verbreitet waren als bislang angenommen.

Zudem scheint der Fund auch Hinweise dafür zu liefern, dass die Umweltbedingungen der späten Trias einen Riesenwuchs unter den Wirbeltieren begünstigten und dass sich der Gigantismus nicht auf die Dinosaurier beschränkte. Auch das Fehlen von Wachstumslinien in den Knochen ist für die Forscher ein Indiz dafür, dass Lisowicia entweder durchgängig sehr schnell wuchs oder dass dieses ohnehin schon große Tier noch nicht ganz ausgewachsen war. Möglicherweise zeugt dieses schnelle Wachstum von einem evolutionären Vorteil gegenüber seinen Fressfeinden, zumal in den gleichen Gesteinsschichten auch die Überreste eines fünf Meter langen Raubsauriers sowie versteinerter Kot mit Dicynodonten-Überresten gefunden wurden.

Zum Aussehen des Tieres kann gesagt werden, dass es auf recht geraden Hinterbeinen stand, die an die geraden Beine von Säugetieren erinnern, während die Vorderbeine leicht abgeknickt waren und eher den Beinen von Reptilien glichen.

Einer der Forscher erklärt: "Wir dachten immer, dass sich Säugetiere und ihre Angehörigen nach dem Massensterben am Ende des Perm in den Schatten zurückzogen, während die Dinosaurier aufstiegen und zu riesigen Größen anwuchsen." Dieser These widerspricht nun der Fund des Lisowicia.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Ein elefantengleicher Urzeit-Riese
  • Spektrum.de:
    Riesiger Säugervorfahr tummelte sich unter Dinos
  • Science (engl.):
    A giant in the time of dinosaurs: Ancient mammal cousin looked like cross between a rhino and a turtle
  • Phys.org (engl.):
    Scientists find remains of huge ancient herbivore
  • Science (Orignalstudie - engl.):
    An elephant-sized Late Triassic synapsid with erect limbs



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