17. Dezember 2018

Anurognathidae: Kleine Flugsaurier besaßen verschiedene Arten von Federn



Im Süden der Mongolei haben Forscher die sehr gut erhalenen Überreste zweier Pterosaurier aus dem Oberjura entdeckt, die zeigen, dass auch Flugsaurier schon Ansätze von Federn besaßen.

Die beiden Flugsaurier gehören zur Gruppe der Anurognathidae, die sich durch einen eher hochgewölbten, kurzen Schädel mit runder Schnauze auszeichnen und vermutlich von Insekten ernährten. Die Anurognathidae existierten vom mittleren Jura bis zur Unterkreide, besaßen nur kurze oder gar keine Schwänze und zählen zu den eher kleineren Flugsauriern, die eine Flügelspannweite von maximal 50 Zentimetern erreichten.

Im November noch wurde berichtet, dass schon im Jahr 1931 der Paläontologe Georg August Goldfuß an den in Deutschland gefundenen fossilen Überresten eines oberjurassischen Flugsauriers aus der Gruppe der Rhamphorhynchidae eine Art Fellhaar zu erkennen glaubte, was damals als unmöglich abgeschmettert wurde, nun aber mit modernen Techniken bestätigt werden konnte. (vgl. Nachricht vom Nov. 2018)

An den beiden 165 bis 160 Millionen Jahre alten Anurognathidae, die als NJU–57003 und CAGS–Z070 bezeichneten werden, wurden jedoch nicht nur fellartige Strukturen entdeckt, sondern auch welche, die an Federn erinnern.

Nach Aussage der Forscher enthielt das eine Exemplar an Kopf und Rumpf eher fellartige Filamente, auf den Flügelmembranen jedoch verzweigte Fasern, die an Federn erinnern.

Das zweite Exemplar wies darüberhinaus noch zwei weitere Arten von Fasern auf: Insgesamt wurden bei diesem Exemplar am Nacken, an den Flügelenden und am Schwanz pinselähnlich gebündelte Strukturen gefunden; am Kopf saßen Filamente, an denen sich etwa in halber Höhe Büschel abzweigender Fasern befanden; und auf den Flügelmembranen saßen an Daunen erinnernde, über die ganze Länge hin verzweigte Strukturen. Der übrige Körper wurde von fellartigen Filmanten bedeckt.

Die unterschiedlichen Fasertypen könnten auch unterschiedliche Funktionen gehabt haben, spekulieren die Forscher. So hätten die federartigen Strukturen auf den Flügelmembranen möglicherweise für ein stromlinienartiges, besseres Fliegen gesorgt, während die fellartigen Filamente eventuell der Regulation der Körperwärme gedient haben könnten.

Nähere Untersuchungen zeigten darüberhinaus, dass sich die federartigen Fasern auch chemisch und strukturell nicht von den Federn der Vögel und Dinosaurier unterschieden.

Wie die Forscher bemerken, hätten die beiden in der Mongolei entdeckten Anurognathidae, die eine Flügelspannweite von etwas über 40 Zentimeter aufwiesen, eine gewisse Ähnlichkeit mit flauschigen Fledermäusen gehabt, zumal in den federartigen Fasern auch noch Pigmentrückstände gefunden wurden, die auf eine rot-bräunliche Färbung schließen ließen.

Sollte sich der Fund von federartigen Strukturen bei diesen Pterosauriern bestätigen, wäre das eine Sensation. Denn es würde bedeuten, dass sich entweder federartige Strukturen zweimal unabhängig voneinander entwickelten − einmal bei den Dinosauriern und unabhängig davon auch bei den Flugsauriern − oder, und das sei laut Forscher sogar wahrscheinlicher, dass die Vorfahren dieser beiden Tiergruppen schon federartige Strukturen besaßen und sie keine "Erfindung" der Dinosaurier seien, die Entwicklung der Feder also schon wesentlich früher eingesetzt haben müsste, als bislang vermutet. Und somit wären die ersten Dinosaurier dann nicht von Schuppen bedeckt gewesen, sondern vermutlich von Haaren oder Federn, und hätten dann zum Teil im Zuge der Evolution ihre Körperbedeckung wieder verloren.

"Angesichts ihrer anatomischen Gemeinsamkeiten müssen die Federn eine gemeinsame evolutionäre Wurzel besitzen", so die Forscher.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Auch Flugsaurier trugen schon Federn
  • Spektrum.de:
    Flauschige Flugsaurier stellen Vogel-Evolution in Frage
  • scinexx.de:
    Hatten schon die Dino-Vorfahren Federn?
  • Spiegel Online:
    Forscher rätseln über Saurier-Federn
  • nature.com (Orignalstudie, nur Abstract - engl.):
    Pterosaur integumentary structures with complex feather-like branching



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