22. Februar 2019

"Cranks" − wie man wissenschaftliche "Spinner" erkennt



Der Paläontologe und Paläokünstler Mark Witton hat auf seinem Blog einen Text veröffentlicht, in dem er auf sogenannte "Cranks" hinweist und Tipps gibt, wie man diese entlarven bzw. erkennen kann. Es geht also um Leute mit verschrobenen Ideen, die meinen, nur sie selbst seien im Besitz der Wahrheit und würden nur deshalb von den anerkannten Wissenschaftlern abgelehnt, weil diese einer Verschwörung anhängig und gehirngewaschen sind.

Grundsätzlich sind Menschen mit merkwürdigen Ansichten nicht weiter gefährlich. Erst, wenn sie scheinbar professionelle Websites bedienen und ihre Schriften in renomierten Verlagen und Buchhandlungen veröffentlichen, werden sie zu einem Problem.

"Cranks" beginnen meist damit, dass sie eine (oder mehrere) "sensationelle Entdeckungen" gemacht zu haben glauben, die noch kein Wissenschaftler von ihnen gemacht hat − oftmals allerdings sind dies einfach nur falsch interpretierte Bilder, die sie in Büchern oder auf Websites entdeckt haben (wie z.B. das berühmte Gesicht auf dem Mars).

Witton nennt zehn deutliche Anzeichen, an denen solche "Cranks" leicht zu identifizieren sind:

  1. "Cranks" erschaffen sich Probleme, die sie lösen können.
    Meist wird auf ein Problem mit dem Satz hingewiesen: "Das wurde nie hinreichend erklärt" oder "Das wurde nie ausreichend untersucht", nur um im Anschluss daran die einzigartige Lösung des Problems zu präsentieren, die im Normalfall von der offiziellen Theorie abweicht und diese angeblich als falsch entlarvt.

  2. "Cranks" vermeiden widersprüchliche Studien oder Daten, die ihren Erkenntnissen zuwider laufen.
    Sie suchen sich passende Erkenntnisse zu ihren gewünschten Ergebnissen heraus und ignorieren grundsätzlich solche, die ein anderes Ergebnis liefern würden. Seriöse Forscher testen ihre Ergebnisse mit verschiedenen Methoden, um eine Bestätigung ihrer Theorien zu erhalten − oder um diese zu widerlegen.

  3. "Cranks" argumentieren mit absoluter Gewissheit.
    Seriöse Forscher wissen, dass sie außer mit nachprüfbaren Daten stets nur mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten und formulieren entsprechend ihre Erkenntnisse: "Das deutet darauf hin, dass...", "Daraus lässt sich ableiten, dass..." oder auch "Wir konnten die Ergebnisse des Autors XY nicht wiederholen." "Cranks" hingegen sind von ihren Ergebnissen überzeugt und formulieren in der Regel radikaler: "Es ist so, dass...", "Ich habe gezeigt, dass...", "Der Autor XY liegt somit grundlegend falsch."

  4. "Cranks" verfügen über einen angeblich großen Schatz an wissenschaftlichen Erkenntnissen.
    Im Gegensatz zu seriösen Forschern haben "Cranks" meist nicht nur eine oder wenige sensationelle Entdeckungen gemacht, sondern sehr viele. Und meist gehen diese Entdeckungen angeblich mit der Lüftung großer weitreichender Geheimnisse einher, die bislang noch niemand lüften konnten. Meist handelt es sich bei diesen Entdeckungen um angeblich revolutionäre Erkenntnisse, die den "Mainstream"-Wissenschaftlern entgangen sind.

  5. "Cranks" zitieren sich immer gerne selbst.
    Das tun angesehene und seriöse Forscher zwar auch, dennoch sollte man vorsichtig sein, wenn jemand seine eigene Arbeit übermäßig hervorhebt und lobt. Wenn er dann gleichzeitig noch die Arbeit anderer Forscher zerreißt und niedermacht, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass hier ein "Crank" seine Theorien verbreitet.

  6. "Cranks" sind meist keine anerkannten Autoren.
    Wenn wissenschaftlich merkwürdige Theorien geäußert werden, ist es interessant zu wissen, welcher Autor diese Theorie äußert. Renomierten Forschern auf ihren Fachgebieten kann man da eher trauen, als anderen, die aus einem ganz anderen Fachgebiet kommen oder namentlich absolut unbekannt sind. Wenn man sich unsicher ist, sollte man auf jeden Fall nach dem Namen im Internet suchen oder bei anerkannten Forschern nachfragen.

  7. "Cranks" arbeiten mit irreführenden Nachweisen.
    Manche "Cranks" lehnen wissenschaftliche Titel ab, andere wiederum schmücken sich selbst mit erdachten Titeln. Auch hier sollte man recherchieren, inwieweit die Institution, an der ein Autor angeblich studiert oder unterricht hat, überhaupt existiert und welchen Ruf sie hat.

  8. "Cranks" kritisieren gerne renomierte Wissenschaftler, manchmal auch mit Angriffen auf persönlicher Ebene.
    Da "Cranks" in der Eigenwahrnehmung die besseren Wissenschaftler sind, stehen sie anderen Forschern stets sehr kritisch und mit Überlegenheitsgefühl gegenüber. Je älter ein "Crank" wird und je öfter seine von ihm selbst als "richtig" erkannten Theorien in der Fachwelt als "falsch" abgelehnt wurden, desto hasserfüllter können seine Kommentare sein.

  9. "Cranks" benutzen bisweilen das "Galileo-Gambit", das lautet: "Über Galileo haben sie früher auch gelacht, und ihr wisst ja, wie das ausging."
    Auch Darwin oder der Geowissenschaflter Wegener, der zu Lebzeiten mit seiner Theorie der Kontinentalverschiebung aneckte, werden bisweilen zum Vergleich mit der eigenen Leistung herangezogen. Ein "Crank" glaubt an seine eigenen Fähigkeiten − selbst wenn alle anderen gegenteilige Beweise anführen. Da kein seriöser Forscher solch eine Rechtferitgung benutzen würde, wenn er eine Theorie äußert, von der er schon vorher weiß, dass sie kontrovers diskutiert werden wird, kann man bei diesem "Galileo-Gambit" stets von einem "Crank" ausgehen.

  10. "Cranks" wittern die große Paläontologie-Verschwörung − das sogenannte "Big Paläo".
    Sie vermuten, dass die "Mainstream"-Paläontologen sich verschworen haben, ihre angeblich so revolutionären Theorien abzulehnen. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass nur wenige Forscher über die Art des globalen Wissens bestimmen und entscheiden, welche Aritkel veröffentlicht werden und welche nicht. Meist wird dieses Argument von solchen "Cranks" erhoben, deren Artikel von renomierten Wissenschaftszeitschriften abgelehnt werden. Allerdings liegt dies normalerweise daran, dass selbst mittelmäßige Forscher recht schnell die Fehler in den Schlussfolgerungen erkennen, da im Gegensatz zu "Cranks" seriöse Forscher, die umstrittene Theorien aufstellen, detailliert darlegen, mit welchen Methoden sie zu ihren Schlussfolgerungen gelangt sind und diese begründen.



weitere Informationen unter:

  • markwitton.com - blog (engl.):
    How to spot palaeontological crankery



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