24. Februar 2019

Warum auch Fossilien aus Privatbesitz in die Forschung mit einfließen sollten



Der Paläontologe und Kurator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München Oliver Rauhut hat einen Text veröffentlicht, in dem er sich für die wissenschaftliche Dokumentation von Fossilien ausspricht, die sich im Privatbesitz befinden.

In der Fachwelt sind solche Dokumentationen heftig umstritten, da viele Forscher der Meinung sind, dass die in Privatbesitz befindlichen Fossilien für die Wissenschaft oft "verloren" sind und die veröffentlichten Ergebnisse nicht unbedingt überprüft werden können, wenn der Eigentümer nicht mitspielt.

Dennoch hält Rauhut auch die wissenschaftliche Dokumentation dieser Funde für die Forschung für äußerst wichtg, da zum einen auch in Museen aufgehobene Fossilien verloren gehen können (siehe Spinosaurus im zweiten Weltkrieg) und man zum anderen so viele Daten wie möglich sammeln sollte, um ein einheitliches Bild zu erhalten. Darüberhinaus würden ohnehin nicht sämtliche Untersuchungen, die einmal durchgeführt wurden, immer und immer wieder wiederholt. Viele neue Erkenntnisse greifen auf früher gemachte Untersuchungen zurück, die dann weitergeführt würden.

Zudem gäbe es gerade in der heutigen Zeit viele moderne Techniken, die eine gründliche Dokumentation ermöglichen, ohne dass bei nachträglicher Untersuchung das konkrete Fossil vorhanden sein müsste: physische Abgüsse, Fotografien, Mikro-CT- oder Synchrotron-Scans. In der Paläoichnologie (Wissenschaft, die sich mit fossilen Spuren beschäftigt), werden die gefundenen Fährten ohnehin oft nur fotografisch und zeichnerisch dokumentiert, durch Abgüsse oder mithilfe von Photogrammetrie − ohne, dass die Spuren auf ewig gesichert würden.

Ein anderes Argument, das oft gegen die Aufnahme von Privat-Fossilien in die wissenschaftliche Forschung vorgebracht wird, ist die oft lückenhafte Dokumentation der Herkunft. Auch dieses Argument lässt Rauhut nicht gelten, da viele öffentlich aufbewahrte Stücke in Museen ebenfalls nicht lückenlos zurückverfolgt werden können.

Sicherlich gäbe es immer wieder suspekte Fossilien, deren Herkunft und Echtheit stark angezweifelt werden muss, aber grundsätzlich alles abzulehnen, was nicht öffentlich zugänglich ist und ggf. auf Dauer füf die weitere wissenschaftliche Forschung verloren geht, sieht Rauhut als fatalen Fehler an.

Natürlich sei es begrüßenswert, wenn wichtige Funde professionell ausgegraben, präpariert und in öffentlichen Einrichtungen aufbewahrt würden. Doch sind in der Realität die finanziellen und personellen Mittel der Museen oft so knapp bemessen, dass sie darauf angewiesen seien, dass Privatpersonen oder andere Sponsoren die Ausgrabung finanzierten und den Transport sowie die Weiterarbeit daran übernähmen.

Wichtig bei der Dokumentation von in Privatbesitz befindlichen Fossilien sei allerdings die öffentliche Zugänglichkeit der Daten. Diese dürften nicht allein auf dem Privatrechner oder in der Schublade des betreffenden Forschers verbleiben, so Rauhut.

Zum Abschluss mahnt er noch: "Wissenschaftliche Daten von undokumentierten Exemplaren, die verloren gehen oder zerstört werden, gehen für immer verloren."



weitere Informationen unter:

  • ResearchGate (engl.):
    Privately-Owned Specimens In Palaeontolotgy



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