22. März 2019

Lingyuanosaurus, Beipiaosaurus und Jianchangosaurus: kleiner Therizinosaurier im Nordosten Chinas entdeckt



Im Nordosten Chinas, in der Provinz Liaoning, noch genauer in der Nähe der Stadt Lingyuan und dem zugehörigen Stadtteil Sihedang wurden die Überreste einer neuen, kleine Therizinosaurus-Art aus der Unterkreide gefunden, die aufgrund der Lokalität den Namen Lingyuanosaurus sihedangensis erhielt.

Obwohl das Skelett nur teilweise erhalten blieb, konnte Lingyuanosaurus dennoch als Therizinosaurus identifiziert werden, zumal er in seiner Anatomie sowohl Eigenschaften von früheren als auch von späteren Therizinosauriern zeigt. Lingyuanosaurus, der somit als Zwischenstufe angesehen wird, hilft den Forschern, die Entwicklung der Therizinosaurier besser zu verstehen.

Therizinosaurier gelten − obwohl sie den Theropoden zugerechnet werden − als Pflanzenfresser. Daher unterscheiden sie sich vor allem durch ein wesentlich breiteres Becken von anderen Theropoden. Auch besaßen sie blattförmige Backenzähne in ihrer an einen Schnabel erinnernden Schnauze, einen verlängerten Hals und Beine, die nicht sonderlich gut zum Jagen geeignet waren.

Durch Vergleiche mit anderen Therizinosauriern deutet der neue Fund daraufhin, dass sich der Beckengürtel nicht linear an die pflanzliche Kost angepasst hat, sondern verschiedene Teile des Beckens mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten modifiziert wurden, was dazu führte, dass verschiedene Therizinosaurier-Arten auch unterschiedlich angepasste Beckengürtel besaßen. Die Forscher sprechen hierbei von einer Mosaikverteilung.

Im Laufe der Evolution passten sich auch die Hinterläufe der Suche nach pflanzlicher Nahrung an, so dass die Fähigkeit zum schnellen und ausdauerenden Laufen abnahm: Die Knochen wurden kräftiger und das Schienbein im Verhältnis zum Oberschenkelknochen kürzer.

Lingyuanosaurus hingegen besaß noch die längeren Schienbeine der frühen Therizinosaurier, allerdings schon den geraden Oberschenkelknochen der späteren Formen mit reduziertem Trochanter (Verdickte Stelle am Oberschenkelende, an dem die Muskeln ansetzen).

In der gleichen Region, in der Lingyuanosaurus gefunden wurde, wurden früher schon zwei weitere Therizinosaurier entdeckt: Jianchangosaurus und Beipiaosaurus. Überraschenderweise besitzen alle drei Arten eine ähnliche Körpergröße, was für das Auftreten in einer Region eher ungewönlich ist.

Die Forscher führen drei mögliche Szenarien an, die diese ungewöhnliche Konstellation erklären könnten:
  1. Da die Fundstelle nicht hundertprozentig zeitlich eingeordnet werden kann und sich die Gesteinsschichten in einem Zeitraum von mindestens acht Millionen Jahren abgelagert haben, könnten diese drei Therizinosaurier zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben und wären sich somit nicht in die Quere gekommen.

  2. Die drei Funde wurden in geographisch leicht entfernten Gebieten gefunden, die möglicherweise durch eine geographische Barriere voneinander getrennt waren.

  3. Trotz gleicher Größe könnten die drei Therizinosaurier unterschiedliche ökologische Nischen besetzt haben, zumal es leichte anatomische Unterschiede zwischen ihnen gibt: So besaß Jianchangosaurus im mittleren und hinteren Gebiss anders geformte Zähne als die anderen beiden Therizinosaurier, was auf eine andere Nahrung hindeutet, während Beipiaosaurus im Vergleich zu den beiden anderen einen kürzeren Oberschenkelknochen aufweist, was auf eine unterschiedliche Fortbewegungsart hinweist.



weitere Informationen unter:

  • natuer.com (Originalstudie - engl.):
    A new transitional therizinosaurian theropod from the Early Cretaceous Jehol Biota of China



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