28. März 2019

"Totenbett" in North Dakota erzählt von den ersten Stunden nach dem Meteoriteneinschlag auf Yucatán



Vor 66 Millionen Jahren erzeugte eine Meteoriteneinschlag in einem Binnenmeer eine Tsunami-artige Welle, die Fische, Säugetiere und Insekten tötete und begrub − die ersten Opfer des Massensterbens am Ende der Kreidezeit. In North Dakota (USA) wurde nun ein beispielloser Fund gemacht, der diese Todesszene widerspiegelt:

Den Anfang machten gewaltige Erschütterungen, die in einem Binnenmeer im heutigen North Dakota eine riesige Welle verursachten. Dann fielen winzige Glasperlen wie Schrotkugeln vom Himmel, die einen Großteil der Vegetation an Land in Brand setzten. Im Wasser verstopften die Glasperlen die Kiemen der Fische, die nach Atem rangen. Danach schwappte eine 30 Meter hohe Welle an Land und riss Hunderte bis Tausende von Süßwasserfischen aus dem Binnenmeer mit, die von den niederschießenden Glasperlen mit einem Durchmesser von bis zu 5 Millimetern durchbohrt wurden. Nach 10 bis 20 Minuten, in denen die Glasperlen weiter niedergingen und zudem ein Sturzbach von Felsen und feiner Sand den an Land gespülten Fischen weiter zusetzte, erreichte eine zweite Welle das Land und begrub die zuvor zurückgelassenen Fische unter einer neuen Ladung Kies, Sand und feinem Sediment und versiegelte so den Schauplatz der Tragödie für die nächsten 66 Millionen Jahre.

Dieser einzigartige, versteinerte Friedhof, der die übereinandergestapelten Fische zeigt, gemixt mit verbrannten Baumstämmen, Nadelbaumzweigen, toten Säugetieren, Mosasaurusknochen, dem Kadaver eines Triceratops, Insekten und diversen anderen Kleinslebewesen, wurde in den letzten sechs Jahren von Forschern in der Hell Creek Formation unweit von Bowman, North Dakota, ausgegraben. Schon bei der Entdeckung im Jahr 2013 kam dem Paläontologen Robert DePalma der Verdacht, dass es sich hier um ein Totenbett handelte, das in direktem Zusammenhang mit dem Meteoriteneinschlag von vor 66 Millionen Jahren stand, der letztendlich für die Auslöschung von 75 Prozent aller Arten verantwortlich war.

In einer Studie, die in der nächsten Woche erscheint, legen DePalma und seine Kollegen dar, wie dieser Ort, genannt "Tanis", und der Meteoriteneinschlag auf der Halbinsel Yucatán zusammenhängen.

1979 entdeckten Walter Alvarez und sein Vater eine schmale Iridium-Schicht, die sich auf der ganzen Welt finden lässt und verbanden diese erstmals mit einem Asteroideneinschlag, der sich an der sognannten K-Pg-Grenze (Kreide-Paläogen-Grenze) ereignete.

Der Aufprall eines großen Asteoriden − so die These − hätte das Gestein geschmolzen, den Asteroiden pulverisiert und Staub und geschmolzenes Gestein in die Stratosphäre geschickt. Mithilfe des Windes wäre der Staub um den ganzen Planeten getragen worden und hätte diesen so bedeckt, dass die Sonnenstrahlen für ettliche Monate, wenn nicht sogar Jahre, von der Erde ferngehalten worden wären. Die Trümmerwolken hätten dann den ganzen Dreck, einschließlich Gesteinsreste der kontinentalen Kruste und zu Glasperlen geschmolzenes Getstein wieder auf die Erde regnen lassen. Zum Schluss wäre auch der iridiumhaltige Staub des pulveristierten Asteroiden auf die Erde gefallen und hätte sich als dünne Schicht auf dem Desaster abgelagert.

Die nun entdeckte Fundstätte zeigt: Mindestens zweimal ist das Wasser nach dem Meteoriteneinschlag an dieser Stelle in riesigen Wellen an Land geschwappt und hat so eine knapp eineinhalb Meter dicke Schicht an Ablagerungen hinterlassen.

"Und jetzt haben wir diese großartige und völlig unerwartete Stätte, die Robert DePalma in North Dakota ausgegraben hat. Dort befinden sich detaillierte Informationen darüber, was als Folge der Auswirkungen passiert ist", sagt Walter Alvarez begeistert und sieht seine Theorie bestätigt, zumal es das erste Mal sei, dass schockierte Quarz- und Glaskugeln zusammen mit den unmittelbar nach dem Aufprall getöteten Tieren gefunden wurden. So konnten erstmalls Glasperlen in Kiemen bei Fischen nachgewiesen werden. Auch Bernstein, der einige dieser Glasperlen eingeschlossen hatte, wurde gefunden. Das besondere daran ist, dass diese Glasperlen durch den Einschluss unverändert blieben. So konnte der Fund auf ein Alter von 66 Millionen Jahren datiert werden. Der Fund eines Triceratops- und eines Hadrosaurus-Kadavers zeigen weiterhin, dass zum Zeitpunkt der Tsunamiwelle noch nicht-Vogel-Dinosaurier existierten.

Dieser Fund ist bislang einzigartig und eine Sensation. Vor allem Alvarez und seine Mitstreiter, die seit 40 Jahren die Hypothese eines Asteroideneinschlags als Auslöser des Massensterbens am Ende der Kreidezeit vetreten, fühlen sich bestätigt und sehen den Fund als Geschenk am Ende ihrer Karriere an.



weitere Informationen unter:

  • Berkerly News (engl.):
    66 million-year-old deathbed linked to dinosaur-killing meteor



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