02. Mai 2019

Eine Schlüsselentwicklung im Kauapparat und eine schnelle Evolution der Kopfformen könnte den Erfolg der Hadrosaurier erklären



Ein neue Studie hat sich mit der Entwicklung der Hadrosaurier befasst, die in der späten Kreidezeit zu einer der erfolgreichsten und artenreichsten Tiergruppe in Eurasien, der Antarktis und Amerika wurde.

Die Forscher stellten fest, dass es zu Beginn der Evolution vor rund 100 Millionen Jahren hin zu den Hadrosauriern eine innovative Schlüsselentwicklung im Kauapparat gegeben hat, der zu einer enormen Batterie an Zähnen im Gaumen der Dinosaurier führte und somit den Weg für ein breites Nahrungsspektrum ebnete. Während die Entwicklung dieser Zahnbatterie relativ schnell erfolgt sein muss, änderte sich im Laufe der weiteren Entwicklungsgeschichte jedoch nur noch wenig an dem Kauapparat dieser Tiere. Am Körperbau der Hadrosaurier tat sich jedoch kaum noch was. Die meisten Hadrosaurier hatten eine Körperlänge von 7 bis 14 Metern, brachten zwischen zwei und drei Tonnen auf die Waage und liefen überwiegend auf vier Beinen.

Was allerdings auffällt, ist die unglaubliche Vielfalt der Kopfformen (sowohl im Gesichtsbereich ohne Unteriefer, als auch bei den Kopfkämmen). Die Forscher vermuten, dass diese unterschiedlichen Kopfformen, insbesondere die Kopfkämme keine großartige Notwendigkeit im Leben der Tiere darstellten (z.B. beim Fressen, zur Temperaturregelung im Körper, zur Abwehr von Fressfeinden oder zum Einsatz bei Rivalitätskämpfen), sondern lediglich eine Prästentierfunktion innehatten - zur Arterkennung und zum Anlocken von potentiellen Geschlechtspartnern, bei einigen Arten auch möglicherweise zur Klangerzeugung. Sie hatten somit eine eher sozio-sexuelle Bedeutung.

Eine genaue Analyse der verschiedenen Hadrosaurier zeigt, dass sich diese unterschiedlichen Kopfformen in mehreren Evolutionsschüben relativ zügig und dynamisch entwickelten. Auffällig ist, dass die Lambeosaurinae wesentlich mehr Entwicklungsschübe bei den Kopfkämmen durchmachten als die Saurolophinae, bei denen eigentlich nur innerhalb der Gruppe der Saurolophini entsprechende Veränderungen stattfanden − die Saurolophinae hingegen mehr Unterschiede im Gesichtsbereich aufweisen, wenn man von den Kopfkämmen und Unterkieferbereichen absieht.

Möglicherweise, so spekulieren die Forscher, hat diese hohe Ausbibldungsrate der unterschiedlichen Kopfformen zu einer recht schnellen sozio-sexuellen Selektion geführt, die diesen großen Erfolg der Hadrosaurier erst ermöglichte.

(Auch bei anderen Tiergruppen lässt sich der Zusammenhang zwischen sozio-sexuelle Selektion und erfolgreicher Ausbreitung nachweisen, wie z.B. bei den Vögeln mit ihren äußerst unterschiedlichen bunten Gefiedern.)

Eine ähnliche Entwicklung wie bei den Hadrosauriern lässt sich übrigens auch bei den spätkreidezeitlichen Ceratopsiern beobachten: Auch hier gibt es beim Körperbau nur geringfügige Unterschiede, während die Halskrausen eine enorme Vielfalt aufweisen.



weitere Informationen unter:

  • Phys.org (engl.):
    Chewing versus sex in the duck-billed dinosaurs
  • Originalstudie - engl.):
    Morphological innovation and the evolution of hadrosaurid dinosaurs



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