11. Juli 2019

Elektorornis: Enantiornithes mit überlangem Zeh im Bernstein aus Myanmar entdeckt



In einem 3,5 Zentimeter großen Bernstein aus Nordmyanmar wurde der untere Teil des rechten Hinterbeins eines Tieres entdeckt, das zunächst für den Fuß einer Echse gehalten wurde, doch der Paläontologe Lida Xing von der Chinesischen Universität für Geowissenschaften, der den Bernstein zur Begutachtung vorgelegt bekam, erkannte direkt, dass es ein Vogelfuß war. "... obwohl ich noch nie eine derart seltsame Struktur gesehen habe, wusste ich gleich, dass sie von einem Vogel stammen musste. Denn wie bei Vögeln üblich hat dieser Fuß vier Zehen, während Eidechsen fünf haben", erklärte er.

Der Bernstein stammt aus der mittleren Kreide und wird auf ein Alter von 99 Millionen Jahren geschätzt. Der zu dem Bein gehörige Vogel war erwachsen (oder zumindest fast erwachsen) und vermutlich spatzengroß. Er gehörte zu der Gruppe der Enantiornithes, einer ausgestorbenen Schwesterngruppe der modernen Vögel. Da der einzige bislang bekannte Überrest dieses Vogels das Bein im Bernstein ist, erhielt er den Namen Elektorornis chenguangi, was übersetzt "Chen Guangs Bernsteinvogel" heißen soll. Allerdings ist den Autoren bei der Namenswahl ein kleiner Fehler unterlaufen. So lautet das altgriechische Wort für Bernstein = élektron und nicht, wie sie annahmen, = éléctór, was eigentlich "glänzend, Sonne" heißt. (Chen Guang ist der Kurator des Hupoge Amber Museum in Tengchong im Süden Chinas, der diesen Bernstein erworben hatte.)

Das Auffälligste an dem Fuß ist der außerordentlich lange dritte Zeh, der wesentlich länger als der zweite und der vierte Zeh ist. Beim Vermessen des Fußes stellten die Forscher fest, dass er mit 9,8 Millimetern bis zu 40 Prozent länger ist als der zweite Zeh und um 20 Prozent länger als der Tarsometatarsus, der hintere Teil des Fußes, der oft fälschlicherweise als Unterschenkel des Vogels gedeutet wird.

So ein auffälliger Zeh ist bislang bei keinem weiteren ausgestorbenen oder lebenden Vogel beobachtet worden. Da viele Echsen und Lemuren, die ähnlich lange Finger aufweisen, in der Regel Baumbewohner sind, nehmen die Forscher an, dass auch dieser Enantiornithes sich hauptsächlich in Bäumen aufhielt. Die Forscher spekulieren, dass der überlange Zeh bei der Nahrungssuche eingesetzt wurde und vermutlich zum Anglen von Insekten oder Maden aus Baumstämmen diente.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Skurrile Urvogel-Kralle in Bernstein
  • Spektrum.de:
    Langfinger im Bernstein
  • Originalstudie: Current Biology (nur Summary - engl.):
    A New Enantiornithine Bird with Unusual Pedal Proportions Found in Amber



  • Zurück zur vorhergehenden Seite

    Zum Seitenanfang



    © 2019 Dinosaurier-Interesse