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Dienstag, 23. Januar 2001, 08:37 Uhr
Deutsche Experten erforschen Quastenflosser vor Südafrika
Johannesburg (dpa) - Seit im vergangenen November vor Südafrika urzeitliche Fische entdeckt worden sind, versuchen Forscher die Herkunft dieser Quastenflosser zu bestimmen.
Einheimische Experten wollen nun zusammen mit dem deutschen Wissenschaftler Hans Fricke, Biologe am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen (Bayern), den "lebenden Fossilien" mit einem Tauchboot nachspüren. Die Frage ist: Leben die seltenen Fische ständig vor Südafrika oder haben Strömungen sie dorthin getrieben?
Insgesamt sechs Quastenflosser haben Taucher im November 2000 in etwa 100 Metern Wassertiefe vor der südafrikanischen Provinz KwaZulu/Natal gesichtet und fotografiert. Bis 1938 wurde angenommen, dass diese Fische wie die Dinosaurier seit etwa 60 Millionen Jahren ausgestorben seien, bis ein Fischer in der Nähe der südafrikanischen Küstenstadt East London ein Exemplar aus dem Meer zog. Die Entdeckung war damals eine Sensation. Seitdem wurden dort jedoch keine weiteren lebenden Quastenflosser mehr gefunden.
"Im Moment sammeln wir Geld, um eine Expedition finanzieren zu können", sagt der Meeresbiologe Phil Heemstra vom JLB Smith Institute of Ichthyology (Fischkunde) in Grahamstown in Südafrika. Er hofft dabei auf Fricke und dessen Tauchboot. Fricke ist ein weltweit anerkannter Experte für Quastenflosser und selbst an einer solchen Expedition interessiert.
Ziel der Tauchgänge ist es, den Fischen mit einem Greifarm ein paar Schuppen zu entnehmen. Das genetische Material aus dem Hautgewebe lässt sich mit dem von Fischen aus anderen Gebieten vergleichen. So kann überprüft werden, ob die Fische von den Komoren stammen oder nicht. Den Forschern jedoch läuft die Zeit davon: "Wir haben nur noch im März und April Termine frei", erklärt Fricke. Danach sei das vorgesehene Boot ausgebucht und eine Tauchfahrt zu den Quastenflossern in Südafrika erst wieder im Jahr 2002 möglich. Es sei fraglich, ob die Fische dann noch dort sind. Nur bei Indonesien und den Komoren, einer Inselgruppe in der Nähe von Madagaskar, wurden bisher weitere Gruppen dieser Fische aufgespürt. Die Komoren liegen etwa 1800 Kilometer vom jetzigen Fundort entfernt. Als Lebensraum für Quastenflosser kommen nur Küsten mit steilen, felsigen Abhängen in Frage. Die Fische halten sich in Wassertiefen von bis zu 700 Metern auf und nutzen Höhlen oder Überhänge als Versteck.
Trotz aller Unterschiede zu ihrem Lebensraum bei den Komoren sei es aber durchaus möglich, dass eine Kolonie von Quastenflossern vor Südafrika lebt, sagt Phil Heemstra. Sein Optimismus hat zwei Gründe: Erstens haben die Taucher die Fische in einem Canyon gefunden und zweitens wurden neben erwachsenen Quastenflossern auch Jungfische gesichtet. Fricke bleibt dagegen skeptisch. Er glaube nicht, dass die gefundenen Exemplare zu einer neuen, von den Komoren unabhängigen Kolonie gehören. 1991 habe er bereits mit dem Tauchboot vor Südafrika gesucht - ohne Erfolg. Er ist sich daher sicher: "Das ist nicht der Lebensraum für Quastenflosser."
Fricke ist der Meinung, dass sehr starke Meeresströmungen die Fische in wenigen Tagen von den Komoren an die Küste Südafrikas getrieben haben könnten - genau wie den 1938 gefundenen ersten Quastenflosser. Seit damals sind die Fische den Südafrikanern sehr ans Herz gewachsen. Deshalb hat Fricke Sympathie für seine Kollegen am Kap: "Ich wünsche es ihnen sehr, dass die Quastenflosser bei ihnen leben, die Südafrikaner sind so enthusiastisch bei der Sache."
(Quelle: yahoo!)