Re: Vermehrung der Dinosaurier


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Geschrieben von DragonsClaw am 17. Mai 2006 10:29:50:

Als Antwort auf: Re: Vermehrung der Dinosaurier geschrieben von exi am 16. Mai 2006 19:36:02:

Die immer wieder auftauchenden Berichte über asexuelle Vermehrung bei Echsen gehen wahrscheinlich auf Einzelhaltungen in Terrarien zurück. Soweit mir bekannt handelte es sich aber in allen Fällen um "Wildfänge", d.h. Tiere die mit ziemlicher Sicherheit bereits trächtig beim Halter ankamen. Viele heute lebende Echsen besitzen darüberhinaus auch noch die Fähigkeit zur "Samenspeicherung". Weibliche Basiliskus vittatus z. B. sollen in der Lage sein, den Samen nach einer Paarung bis zu 6 Monate speichern zu können (Köhler 1993).

Wie die Dinosaurier bei der Paarung vorgegangen sind, kann niemand sagen. Sicherlich dürfte es aber für einige der besonders großen und skurrilen Arten nicht ganz unkompliziert gewesen sein. Man findet in der Literatur (z.B. Rogers 2005) öfters mal Hinweise auf "Brüllen zur Langstreckenkommunikation" bei Theropoden. "Paarungsrufe", wie in "Dinosaurier - im Reich der Giganten" oder "Big Al" dargestellt, könnte es also durchaus gegeben haben. Ob die Theropoden Paarungsrufe ausgestoßen haben, kann aber letztenendes wiederum niemand mit Sicherheit sagen.
Es gibt einige ziemlich gute fossile Hinweise auf den Nestbau und die Brutpflege für Oviraptor philoceratops, Nemegtia barsboldi(?) und Troodon formosus. Über letzteres Tier kannst du einige Informationen auf meiner Webseite über die Troodontidae finden (Link unten).

Wenn man's ganz eng sieht, müßte eine Arbeit über das Paarungsverhalten der Dinosaurier in etwa so aussehen:
"Was ist über das Paarungsverhalten der Dinosaurier bekannt? NICHTS!"

Bis mal ein Fossil gefunden wird, bei dem es zwei kleine Dinos "in flagranti" erwischt hat, wird sich daran auch nichts ändern.
Es gibt aber viele, durchaus wissenschaftliche, Spekulationen:
- Stegosauria und Ceratopsia könnten ihre Knochenschilde bei Werbungsritualen eingesetzt haben.
- Viele Theropoden besaßen mehr oder weniger auffälligen "Kopfschmuck" in Form von Hörnern, Kämmen und vergrößerten Schuppen (Aufrauhungen - Rugosities). Diese könnten eine wichtige Rolle bei der Partnerfindung/Erkennung gespielt haben.
- Einige Dinosaurier (z.B. Coelophysis bauri und Syntharsus rhodesiensis) zeigen deutlich zwei unterschiedliche "Ausführungen" (man nennt so etwas einen "Morph") innerhalb derselben Art. Hierbei handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um geschlechtsspezifische Unterschiede, die wahrscheinlich auch für das Paarungsverhalten eine Rolle gespielt haben. (z.B. Molnar, 2005, in "The Carnivorous Dinosaurs")
- Die helmartigen Nasen-Kämme der Oviraptorosauria könnten ebenfalls für Balzrituale eingestzt worden sein.
- Die Federn vieler Theropoden werden mit Sicherheit auch eine Rolle bei der Partnerfindung/Erkennung gespielt haben. Es gibt sogar eine Hypothese (Mayr, 1960), die die Evolution von Federn und Flug im Zusammenhang mit sexueller Auslese und Balzritualen erklärt.

Es ist also nicht so, als daß die Paläontologie hinsichtlich des Paarungsverhaltens der Dinosaurier völlig im Dunkeln tappen würde. Es läßt sich nur Nichts mit Sicherheit sagen.

Grüße und viel Erfolg mit dem Aufsatz!
DC





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