02. Juli 2014

Archaeopteryx: Federn zuvor andere Aufgaben, danach erst Flugunterstützung



Ein Forscherteam um den Paläontologen Oliver Rauhut, Konservator an der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, hat das elfte, im Jahr 2011 gefundene Archaeopteryx-Exemplar, das sich in Privatbesitzt befindet und durch besonders gut erhaltene Federabdrücke auszeichnet, genauer studiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass die diversen unterschiedlichen Federarten Hinweise darauf liefern, dass die Federn nicht erst für das Fliegen entwickelt wurden, sondern schon viele andere Aufgaben vorher erfüllten, wie z.B. Wärmeisolierung, Schmuck bei Partnerwerbung, Tarnung oder Brutschutz usw.

So trug Archaeopteryx an den unterschiedlichen Körperteilen auch unterschiedlich geformte Federn. Hätten die ersten Federn lediglich dem Fliegen gedient, gäbe es nicht so eine große Variation bei den Federformen, so die Forscher. Erst nach der Entwicklung verschieden geformter Federn hätten die Vögel mit dem Fliegen begonnen. Zudem seien die für das Fliegen zuständigen Schwungfedern viel zu komplex aufgebaut, als dass sie sich ohne einfachere Vorläufer, die einem anderen Zweck gedient hätten, quasi aus dem Nichts entwickelt haben könnten.

Es sei jedoch durchaus möglich, so die Forscher, dass sich die Flugfähigkeit und die für das Fliegen wichtigen Konturfedern bei den Raubdinosauriern aufgrund der vielfältigen Federformen mehrmals entwickelt haben. Obwohl auch bei Archaeopteryx bis zu 4,5 Zentimeter lange Federn an den Hinterbeinen bis hinunter zu den Knöcheln gefunden wurden, sei die Flugfähigkeit jedoch nach Ansicht der Forscher nicht aus einem vierflügeligen Gleitflug entstanden, wie er Microraptor zugeschrieben wird.

Bei der Flugfähigkeit des Archaeopteryx waren sicherlich auch die aerodynamisch geformten, 10 bis 11,5 Zentimeter langen, seitlichen Schwanzfedern, die bei diesem Fossil erstmals wirklich gut sichtbar sind, von Bedeutung. Sicher scheint daher zu sein, dass Archaeopteryx fliegen konnte. Wie gut er diese Fähigkeit jedoch beherrschte, darüber geben die Federn keine Auskunft, zumal dem Urvogel auch das Brustbein fehlt, an dem bei heutigen Vögeln die Flugmuskulatur ansetzt.



weitere Informationen unter:

  • Bild der Wissenschaft:
    Archaeopteryx mit Federhosen
  • Sueddeutsche.de:
    Aus Versehen fliegen gelernt
  • SCIENCE ORF.at:
    Urfedern: Erst zur Balz, dann zum Fliegen
  • Scienceticker.info:
    Archaeopteryx: Federn zum Wärmen und zum Fliegen
  • FAZ:
    Viel zu schön zum Fliegen
  • Die Welt:
    Urvogel nutzte Federn für Balz und Brut
  • Zeit Online:
    So schön gefiedert wie keiner zuvor
  • DerStandard.at:
    Der Zweck der Federn: Fliegen kam an letzter Stelle
  • uni-protokolle:
    Urvogel Archaeopteryx - Zu schön zum Fliegen



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