19. Dezember 2018

Saltriovenator: erster großer frühjurassischer Theropode in den italienischen Alpen entdeckt



Schon im Jahr 1996 entdeckte Angelo Zanella, ein Hobbypaläontologe und Mitarbeiter des Museo di Storia Naturale di Milano in einem Marmor-Steinbruch bei Saltrio, weniger als 80 Kilometer nördlich von Mailand gelegen, die Überreste eines Dinosauriers und unterrichtete die zuständigen Behörden. Nach der Sicherung der Fossilien lagerten diese dann für drei Jahre unbearbeitet im Mailänder Museum. Drei Jahre später machten sich Forscher schließlich daran, die Fundstücke aus dem umgebenden Stein herauszulösen und das gefundene Skelett zu rekonstruieren, was allerdings aufgrund der sehr fragmentarisch erhalten gebliebenen Knochen, die wegen der Sprengstoffeinsätze, mit denen der Marmor abgebaut wird, zerstört wurden, recht schwierig war. Nun aber haben die Forscher ihre Arbeit beendet und konnten eine Studie zu diesem Dinosaurier veröffentlichen.

Demnach handelt es sich bei dem Tier um einen frühjurassischen Ceratosaurus, der hier vor ca. 198 Millionen Jahren gelebt hat, und in einem Alter von etwa 24 Jahren verendet war. Die Forscher gehen aufgrund des analysierten Knochenaufbaus davon aus, dass er noch nicht ganz ausgewachsen war, aber auch nicht mehr als Jugendlicher gelten konnte. Er wird als "subadult", also auf dem Weg zum Erwachsenen, beschrieben. Der Schädel und irgendwelche Wirbel blieben leider nicht erhalten.

Dieser neu entdeckte Ceratosaurier erhielt den Namen Saltriovenator zanellai (übersetzt etwa: "Zanellas Saltriojäger") und wird in eine Gruppe mit dem in Marokko gefundenen und schon 2007 beschriebenen Berberosaurus eingeordnet, die als "basale Ceratosauria" bezeichnet wird und nicht zu den Neoceratosauria gehört.

Vermutlich war Saltriovenator zum Zeitpunkt seines Todes ca. 7,50 Meter lang, besaß eine Hüfthöhe von 2,20 Metern und wog über eine Tonne, möglicherweise sogar 1,5 Tonnen. Damit vereint er einige Superlative in sich. Er gilt als
  1. der größte frühjurassische Theropode, der bislang bekannt ist,
  2. der älteste der großen Raubsaurier und
  3. der erste Dinosaurier des Jurazeitalters, der in den italienischen Alpen gefunden wurde.
(Übringes ist er auch erst der zweite Theropode, der in Italien gefunden wurde. 1998 wurde bereits Scipionyx beschrieben, der allerdings rund 80 Kilometer nördlich von Neapel entdeckt wurde.)

Möglicherweise steht das Größenwachstum der frühjurassischen Theropoden in direktem Zusammenhang mit dem im Jura einsetzenden Gigantismus der Sauropoden, vermuten die Forscher.

Zudem weist Saltriovenator, laut Forscher, auch darauf hin, dass bei den Vögeln der Daumen, der Zeigefinger und der Mittelfinger erhalten blieb, während sich der kleine Finger und der Ringfinger zurückbildeten. Diese Erkenntnis steht im Gegensatz zu einer Studie aus dem Jahr 2014, in der beim Limusaurus nachgewiesen wurde, dass die mittleren Finger (also Zeige-, Mittel- und Ringfinger) erhalten blieben (vgl. Nachricht vom Jan. 2014).

Die Forscher der Studie zum Saltriovenator erklären allerdings, dass Limusaurus eine Sonderform darstelle und kein Vorläufer der typische dreifingrigen Tetanurae-Hand sei.



weitere Informationen unter:

  • scinexx.de:
    Ältester Riesen-Raubsaurier entdeckt
  • SCIENCE.ORF.at:
    Der Raubsaurier aus den Alpen
  • PerrJ (Originalstudie - engl.):
    The oldest ceratosaurian (Dinosauria: Theropoda), from the Lower Jurassic of Italy, sheds light on the evolution of the three-fingered hand of birds



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