02. Mai 2018

Fund eines nahezu kompletten Ichthyornis-Schädels gibt Einblick in die Vogelschnabel-Evolution



Im US-Bundesstaat Kansas wurde zum ersten Mal der fossile, nahezu intakte Schädel eines Ichthyornis dispar entdeckt. Dieser Urvogel, der von vor 93 bis vor 83,5 Millionen Jahren am "Western Interior Seaway" (dem großen Binnenmeer, das Nordamerika in der mittleren und späten Kreidezeit von Norden nach Süden durchzog) gelebt hat, wurde schon im Jahr 1872 von Othniel Charles Marsh, einem der großen Kontrahenten des "Knochenkrieges" beschrieben, doch konnte bislang kein halbwegs brauchbarer Schädel gefunden werden.

Bisher waren ohnehin sämtliche gefundene fossile Schädel von Urvögeln aus der Jura- und der Kreidezeit so stark zerdrückt, dass eine dreidimensionale Rekonstruktion nicht möglich war. Daher konnten die Forscher bislang kaum Aussagen zur Evolution des Vogelschnabels treffen.

Vögel unterscheiden sich von den Dinosauriern durch ihren zahnlosen Schnabel, der vor dem Kiefer sitzt, reduzierte Kaumuskeln und einen besonders großen Hirnschädel. In welcher Reihenfolge sich aber diese Merkmale ausbildeten, konnten die Forscher anhand des spärlichen Fossilmaterials nicht sagen.

Das neu entdeckte Fossil des Ichthyornis und zwei weitere Schädel-Elemente, die schon vor einiger Zeit entdeckt, aber bislang noch nicht näher untersucht worden waren, bringen nun Licht in diese Angelegenheit:

Vom Aussehen her glich Ichthyornis den heutigen Möwen oder Seeschwalben. Er besaß schon ein modernes Brustbein und entsprechende Flügel, was laut Forscher für einen guten Flieger sprechen würde. In seinem Maul trug er noch Zähne, die von einem lippenartigen Gewebe bedeckt waren. Am Vorderende des Kiefers saß eine zahnlose, mit Horn bedeckte Zangenspitze, die möglicherweise dem Aufpicken von Beeren oder Würmern diente, also als spezielles Greifwerkzeug ausgebildet wurde, während die Hände sich zu Flügeln entwickelten.

"Die zangenähnliche Bewegung der scharfkantigen, zahnlosen Schnabelspitze könnte das Gefiederputzen oder die Handhabung kleinerer Objekte erleichtert haben", vermuten die Forscher.

Während eine Reduzierung der Kaumuskeln bei Ichthyornis noch nicht stattgefunden hatte, glich sein Gehirn schon sehr dem der heutigen Vögel. Das hatten die Forscher so nicht erwartet.

Bislang war man davon ausgegangen, das sich das größere Gehirn nur entwickeln konnte, weil die Kaumuskeln durch die Reduzierung weniger Platz benötigten. Dem widerspricht nun der Fund des Ichthyornis-Schädels.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Wie der erste Vogelschnabel aussah
  • Sueddeutsche.de:
    Wann bekamen Vögel Schnäbel?
  • Wiener Zeitung.at:
    Wie die Evolution auf den Schnabel gekommen ist



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