14. Mai 2019

Alcmonavis: Urvogel aus dem Jura der Solnhofer Plattenkalke war größer und konnte vermutlich besser fliegen als Archaeopteryx



Der Paläontologe am Institut für Geo- und Umweltwissenschaften sowie der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie Oliver Rauhut und seine Kollegen haben den nahezu vollständigen, allerdings verformten fossilen rechten Flügel eines bislang unbekannten jurassischen Vogels aus den Solnhofer Plattenkalken im Altmühltal beschrieben.

Üblicherweise wurden, nachdem der berühmte Archaeopteryx erstmals dort entdeckt wurde, sämtliche in den Solnhofer Plattenkalken gefundenen Urvogel-Exemplare dem Archaeopteryx zugeordnet und durchnummeriert. Inzwischen haben sich aber schon zwei Exemplare als nicht zum Archaeopteryx zugehörig herausgestellt.

(Damit aber die Verständigung weiterhin gegeben ist, wenn man sich über die Funde unterhält − egal, ob man sich auf eine modernere oder ältere Literatur bezieht −, schlagen Rauhut und seine Kollegen vor, die Nummerierung beizubehalten und statt von "Archaeopteryx-Funden" einfach nur von "Urvogel-Funden" zu sprechen.)

In ihrer Studie beschreiben sie nun das 13. gefundene Exemplar eines Urvogels aus den Solnhofer Plattenkalken, dem sie den Namen Alcmonavis poeschli gaben (übersetzt etwa: "Pöschls Vogel vom Alcomona" − Alcomona ist der alte keltische Name des Flusses Altmühl − Roland Pöschl ist der Entdecker dieses Fossils). Auffällig ist die Größe des Alcmonavis, der der bislang größte bekannte jurassische Urvogel ist. So überragt er z.B. das kleinste Archaeopteryx-Exemplar (augehend von der vorhandenen Elle) um 220 Prozent und das größte immerhin noch um 111 Prozent. Zudem weist er auch noch diverse kleine anatomische Unterschiede zum Archaeopteryx auf.

Der Vergleich mit dem aus den Plattenkalken stammenden Anchiornithidae Ostromia, der lange Zeit als Archaeopteryx mit dem Namen "Haarlemer Exemplar" gehandelt wurde, lässt sich nur schwer bewerkstelligen, da beide Funde (die des Alcmonavis und die des Ostromia) sehr fragmentarisch sind. Allerdings fallen Unterschiede in der Länge der Finger auf, so dass ausgeschlossen werden kann, dass der entdeckte Flügel von Ostromia stammt.

Da auch Ansätze für Flugmuskeln an dem Alcmonavis-Fossil gefunden wurden, können die Forscher Rückschlüsse auf eine mögliche Flugfähigkeit ziehen und vermuten, dass er besser flattern konnte als der zur gleichen Zeit lebende Archaeopterys. Somit könnte sich der aktive Schlagflug schon im Jura entwickelt haben. Insgesamt, so schreiben die Forscher, würden die Befunde eher für die sogenannte "ground up"-Theorie sprechen, nach der der Flug durch kräftiges Flattern mit den Flügeln entstand, als für die "tree up"-Theorie, die von einem Herabgleiten von den Bäumen als Flugstart ausgeht. Allerdings bedürfe es noch weitere Studien, um diese Hypothese zu bestätigen.

Der Fund des Alcmonavis zeigt aber auf jeden Fall, dass schon im Jura eine höhere Artenvielfalt unter den Vögeln herrschte, als bislang angenommen.



weitere Informationen unter:

  • wissenschaft.de:
    Urvogel mit Ei im Bauch
  • PHYS.org (engl.):
    In a first, fossil bird found with unlaid egg
  • Originalstudie (engl.):
    A non-archaeopterygid avialan theropod from the Late Jurassic of southern Germany



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