14. März 2022

Yelaphomte und Pachagnathus: erste Nachweise spättriassischer Flugsaurier auf der Südhalbkugel


Im Nordwesten Argentiniens, genauer gesagt im Departamento Caucete in der Provinz San Juan, wurden in den Jahren 2012 bis 2014 die Überreste gleich mehrerer Saurier aus der Obertrias gefunden, von denen zwei so weit erhalten waren, dass sie als bislang unbekannte Flugsaurier-Arten erkannt werden konnten, welche nun beschrieben wurden. Die Fundorte befanden sich weit von einer früheren Küste entfernt, so dass davon ausgegangen wird, dass die Tiere im Landesinneren lebten.

Der eine war ein kleiner Flugsaurier, der den Namen Yelaphomte praderioi erhielt − übersetzt etwa: "Praderios Biest der Lüfte". (Angel Praderio war ein Mitglied der Exkursion und fand die ersten Überreste dieses Flugsauriers.)

Von Yelaphomte (ausgesprochen: "JE-lap-HOMM-te" − yelap = "Biest"; homtec = "Luft") wurde nur ein Teil des Rostrums entdeckt, also ein Teil der Schnauze, das allerdings ohne Verformung erhalten geblieben ist. Dieses kleine Fossil reicht aus, ihn von anderen Flugsaurier zu unterscheiden.

Auf dem Rostrum setzte ein Scheitelkamm an, der sowohl vorne als auch hinten abgebrochen ist, was darauf schließen lässt, dass dieser Kamm über diesen Teil des Rostrums hinausragte, sowohl nach vorne als auch nach hinten. Zwar kann durch die fehlenden Bruchteile weder die Höhe noch die Form bestimmt werden, doch gehen die Forscher davon aus, dass er recht groß war.

Zudem wurden Hinweise darauf gefunden, dass der vordere Teil der Schnauze zahnlos war, während weiter hinten Zähne saßen. Da allerdings sämtliche Zähne an der Wurzel abgebrochen sind, gibt es keinen Indikator dafür, wie diese ausgesehen haben mögen. Fest steht lediglich, dass sie nur eine einzelne Wurzel besaßen und gleichmäßig verteilt waren. Im Querschnitt hatten sie eine ovale Form.

Der zweite neu entdeckte Flugsaurier war etwa mittelgroß und erhielt den Namen Pachagnathus benitoi − übersetzt etwa: "Benitos Erdkiefer". (Benito Leyes ist ein Einwohner der kleinen Ortschaft Balde de Leyes, die in der Nähe der Fundstelle von Yelaphomte liegt, und der die ersten Überreste dieses Flugsauriers entdeckte.)

Von Pachagnathus wurden nur kleine Kiefernreste entdeckt, die aber ebenfalls ohne Verformungen erhalten blieben, sowie ein nach innen gebogener, zackenloser Zahn ohne Wurzelspitze. Auch diese wenigen Überreste reichten aus, um diesen Flugsaurier als eigenständige Gattung zu benennen.

Neben diesen beiden benannten Gattungen wurden einige Kilometer nördlich der ersten beiden Funde noch ein Teil der rechten Elle eines weiteren Flugsauriers geborgen − mäßig lang und ebenfalls ohne erkennbare Verformungen −, der aber nicht ausreicht, um ihn einer bestimmten Gattung zuzuordnen und ein isolierter Zahn, der nur ganz allgemein als "Reptilienzahn" gedeutet werden kann ohne nähere Zuordnung zu einer bestimmten Tiergruppe.

Der Aufbau der Kieferfragmente rückt die beiden neu benannten Flugsaurier in die Nähe von Raeticodactylus filisurensis, einem Flugsaurier aus der Gruppe der Eudimorphodontidae mit einer Flügelspannweite von 1,35 Metern, wobei nur bei Pachagnathus auch diagnostische Charakterausprägungen mit Raeticodactylus aufweist.

Mit dem Fund von Yelaphomte und Pachagnathus wurden die ersten eindeutigen spättriassischen Flugsaurier auf der südlichen Erdhalbkugel entdeckt. Bislang konnte man sich nicht sicher sein, ob sich zu diesem frühen Zeitpunkt der Flugsaurier-Evolution diese schon weltweit ausgebreitet hatten oder ob sie sich noch auf das nordwestliche Pangäa beschränkten. Es wurde zwar vermutet, dass das Fehlen von Nachweisen triassischer Flugsaurier auf der Südhalbkugel nur auf einen mangelhaften Fossilbericht zurückzuführen war und nicht auf eine tatsächliche Abwesenheit von Flugechsen, aber eine Bestätigung für diese Vermutung fehlte bislang. Nun also gibt es diese Nachweise und sie zeigen, dass schon nahezu von Beginn der Evolutionsgeschichte an ein große Vielfalt unter den Pterosauriern herrschte und diese sich weltweit auch im Landesinneren ausgebreitet hatten.



weitere Informationen unter:

  • Wiley Online Library (Originalstudie - engl.):
    The dawn of the flying reptiles: first Triassic record in the southern hemisphere



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