30. März 2022

Schützten die kurzen Arme den T.rex gegen Verletzungen beim gemeinsamen Fressen der Beute?


Ende März kam eine neue Studie zu den kurzen Armen des Tyrannosaurus rex heraus, in der der Paläontologe Kevin Padian einem anderen Ansatz als die bisherigen Studien folgt. Er fragt nicht danach, wozu die kurzen Arme benutzt wurden, sondern welche Vorteile sie sie dem riesigen Tier einbrachten.

Bisherige Forschungen legten den Schwerpunkt auf die Frage, welchen Zweck die kurzen Arme wohl hatten − und die Antworten reichten von "Anklammern an Sexualpartnern" über "winkende Funktion" und "Unterstützung beim Aufstehen" bis hin zu "vollkommen unbrauchbar".

Padian hat die möglichen Antworten nun konkret untersucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass die kurzen Arme keine der angegebenen Funktionen erfüllen konnten und jede Aktion, die ihnen zugeschrieben wurde, mit längeren Armen viel besser hätte durchgeführt werden können. Daher stellte er die Frage neu − und zwar sollte man nicht fragen: "Zu welchem Zweck wurden die kurzen Arme eingesetzt?", sondern viel mehr: "Welchen Nutzen konnten die kurzen Arme seinem Besitzer bringen?"

Im Hinblick auf diese Frage kommt Padian zu einem neuen Ergebnis: Da einige Forschungen ergaben, dass Tyrannosaurier im Rudel jagten und diese für ihre knochenbrecherische Beißkraft bekannt sind, könnte beim gemeinsamen Stürzen auf die erlegte Beute schon mal der Arm eines Artgenossen in die Fänge eines Tyrannosaurus geraten sein, was zu schweren Verletzungen bis hin zur vollkommen Abtrennung desselben geführt haben könnte. Verletzungen bergen allerdings jedes Mal die Gefahr von Entzündungen, großem Blutverlust oder Blutvergiftung bis hin zum Tod.

Insofern hätten diejenigen Tiere einen Vorteil gehabt, die ihre Arme gar nicht erst in die Nähe des Mauls eines Artgenossen hätten bringen können, weil diese nicht die ausreichende Länge besaßen.

Padian sagt selbst, dass dies eine erste Hypothese ist, die noch weiter untersucht werden muss und die nicht erklärt, warum andere Theropoden verhältnismäßig lange Arme beibehielten (z.B. die Allosauriden), während andere ihre Vorderextremitäten ebenfalls verkleinerten (z.B. Abelisauriden). Es sei jedoch ein neuer Ansatz, auf das Problem der kurzen Arme zu schauen, so Padian, der nicht nur nach dem Zweck fragt, sondern auch die Verhaltensökologie in den Blick nimmt.



weitere Informationen unter:

  • SciNews (engl.):
    T. rex's short arms may have lowered risk of bites during feeding frenzies
  • Acta Palaeontologica Polonica (Originalstudie - engl.):
    Why tyrannosaurid forelimbs were so short: An integrative hypothesis



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