13. April 2022

Warum unser Wissen über die Welt der Dinosaurier niemals vollständig sein wird


Der Paläontologe David Hone hat einen interessanten Artikel darüber verfasst, warum wir zwar vieles, aber längst nicht alles über Dinosaurier wissen und vermutlich auch niemals alles erfahren werden.

In zwei Jahren kann das 200. Jubiläum der ersten Dinosaurier-Beschreibung gefeiert werden. Es sind 200 Jahre voller Entdeckungen, neuer Erkenntnisse, bahnbrechender Errungenschaften über das Verständnis dieser Urzeitwesen. Gerade in den letzten 20 Jahren hat die Paläontologie so viele technische Fortschritte gemacht, dass den Fossilien immer mehr Geheimnisse entlockt werden können. Jedes Jahr werden rund 50 neue Dinosaurierarten gefunden und beschrieben. Und dennoch können wir stets nur einen winzigen Bruchteil der Welt von vor Millionen von Jahren erhaschen.

So wissen wir zwar inzwischen gesichert, dass die Vögel die letzten überlebenden Dinosaurier sind, die sich aus gefiederten, flugunfähigen Vorfahren entwickelt haben − und wir können aufgrund von Funden sogar auf die Gefiederfarbe einiger dieser Vorfahren schließen − aber wir wissen nicht, wie allgemein und repräsentativ diese Erkenntnisse über die Farben überhaupt sind. Inzwischen können wir auch viele Aussagen zu den Bewegungen des Tyrannosaurus rex treffen, aber gelten diese Erkenntnisse auch für die anderen Tyrannosaurier oder ganz allgemein für andere Theropoden? Wir wissen es nicht...

Dieses Wissen mag mit der Zeit durch neue Entdeckungen ergänzt werden können. Aber dennoch gibt es auch Dinge, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie ans Tageslicht treten werden.

Wenn wir uns unsere heutige Welt anschauen, haben sich gerade auf den kleinen, weit abgelegenen, tropischen Inseln die merkwürdigsten Tiere entwickelt. Zum einen liegt es an dem begrenzten Lebensraum, der bestimmte Anpassungen nötig macht, zum anderen auch am Fehlen bestimmter Nahrungskonkurrenten oder Raubtiere, was an dieser Stelle eine ausgefallene Entwicklung ermöglicht, die an anderer Stelle nicht möglich ist. Die Isolierung ihrerseits trägt zusätzlich dazu bei, dass keine Vermischung mit neuen Genpools möglich ist und sich somit Mutationen über Generationen erhalten. Allerdings sind solche kleinen Inseln − die es auch im Mesozoikum gab − äußerst schlecht geeignet für das Ausbilden und Bewahren von Fossilien:

Auf kleinen Inseln gibt es für gewöhnlich nur wenige große Wasserstellen oder Schlammgebiete, an denen eine schnelle, luftdichte Abdeckung mit Sediment möglich ist. Das tropische Klima trägt zusätzlich dazu bei, dass sich Kadaver nicht lange halten und schnell verwesen. Durch Veränderungen des Meeresspiegels oder durch tektonische Prozesse versinken solche kleinen Inseln zudem auch schnell im Meer und bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit so für immer dem Zugriff der Paläontologen entzogen.

David Hone geht davon aus, dass trotz der teilweise recht skurril wirkenden Dinosaurierspezies, die wir inzwischen kennen, sich die interessantesten und ungewöhnlichsten Spezies auf solchen kleinen Inseln entwickelt haben, die dann aber leider nie zu Fossilien wurden, oder - wie schon erwähnt - mit dem Verschwinden der Inseln nicht mehr zu entdecken sind. Von daher wird unser Wissen um die Urzeitechsen wohl für immer sehr bruchstückhaft bleiben und nie die gesamte Vielfalt der damaligen Fauna abbilden können.



weitere Informationen unter:

  • NewScientist (engl.):
    There are things we will never know about dinosaurs – here's why



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