12. Mai 2022

Umstrittene Deinonychus-Versteigerung zu horrendem Preis


Im Auktionshaus Christie′s ist wieder einmal ein Dinosaurier versteigert worden; dieses Mal das Skelett eines auf 110 Millionen Jahre geschätzten Deinonychus antirrhopus mit dem Spitznamen "Hector". Deinonychus, was übersetzt "schreckliche Kralle" heißt, wurde vor allem durch die "Jurassic Park"-Filme bekannt, da die dort dargestellten Velociraptoren dem Deinonychus nachempfunden wurden. (Der wissenschaftliche Velociraptor war wesentlich kleiner als der im Film dargestellte.)

Das Skelett ging für 12,4 Millionen US-Dollar zu einem anonymen Käufer − und somit für mehr als den doppelten Preis, der von Christie′s dafür angesetzt worden war. Christie′s selbst hatte den Höchstpreis auf 6 Millionen Dollar geschätzt. Gefunden wurde das Fossil vor rund zehn Jahren von dem Ehempaar Jack und Roberta Owen, zwei autodidaktischen Paläontologen, in Montana. Präpariert wurde es von dem kommerziellen Paläontologen Jared Hudson, der es den Owens abkaufte und weiter veräußerte. Schließlich landete es dann bei Christie′s und wurde zu einem Preis versteigert, der die ursprüngliche Bezahlung, die die Owens dafür erhalten hatten, nicht einmal ansatzweise widerspiegelte. Allerdings, so erkärte, Jack Owen, suche er nicht des Geldes wegen nach Fossilien, sondern wegen der Jagd und der Funde. Der Reiz sei es, als erstes ein Fossil zu berühren, das Millionen von Jahren in der Erde gelegen hätte, das sei unbezahlbar.

Das nun ersteigerte Skelett enthält 126 echte fossile Knochen, der Rest wurde rekonstruiert, auch der Großteil des Schädels.

Deinonychus wurde im Jahr 1964 erstmals von John H. Ostrom beschrieben und revolutionierte damals die Vorstellung über die Urzeitechsen, die bis dahin als eher träge und lahm dargestellt wurden und als kaltblütig galten. Ostrom erkannte anhand des Fossils, dass diese Vorstellung aber nicht zu dem Skelett dieses Dinosauriers passte. Dieser Dinosaurier musste flink und wendig gewesen sein und Jagd auf andere Tiere gemacht haben. Schon damals vermutete Ostrom, dass Deinonychus ein Gefieder besessen haben müsse, doch bis dahin waren noch keine Hinweise darauf gefunden worden.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es eher tragisch, dass Hector in private Hände gekommen sei, sagen Paläontologen. Viele sprechen sich grundsätzlich gegen die Versteigerung von Fossilien aus, weil die erzielten Preise in der Regel das Budget eines Museums übersteigen und somit die versteigerten Exemplare nicht der Wissenschaft erhalten bleiben. Einige wenige Privatbesitzer stellen ihre erstandenen Objekte weiterhin der Wissenschaft zur Verfügung, aber der Großteil der in Privatbesitz gelangten Fossilien bleibt für die wissenschaftliche Forschung dauerhaft unerreichbar. Eines Tages stirbt der Besitzer, die Fossilien werden veräußert und die wichtigen Informationen über Fundort und Gesteinsschicht gehen verloren.

Viele kommerzielle Paläontologen wie zum Beispiel Hudson, der Hector präpariert hat, sehen das etwas anders. Ihrer Meinung nach tragen auch sie zur wissenschaftlichen Erkenntnis bei und müssten für ihre Arbeit auch entsprechend bezahlt werden, damit sie sie fortführen können. Hudson erklärt: "Wenn Leute wie wir nicht vor Ort wären, würden die Dinosaurier erodieren und wären von der Wissenschaft völlig abgeschnitten."

Ob der Verkauf in Privathände allerdings so ein Gewinn für die Forschung darstellt, bleibt fraglich.



weitere Informationen unter:

  • The New York Times (engl.):
    Dinosaur Skeleton Sells for $12.4 Million at Christie′s



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