01. März 2023

Cratonavis: Vogelkörper mit Raubsaurier-Schädel


In China wurden die vollständigen Überreste eines Urvogels aus der Unterkreide entdeckt, auf dessen recht vogelähnlichem Körper ein sehr typischer nicht-Vogel-Raubsaurierschädel saß. Dies wird als weiteres Indiz dafür gesehen, dass die Entwicklung der Dinosaurier hin zu den Vögeln viele Umwege und Mosaikveränderungen mit sich brachte.

Der neu entdeckte Vogel erhielt den Namen Cratonavis zhui, da seine Überreste im Gebiet des Nordchinakratons entdeckt wurden.

(Als Kraton wird in der Geologie die stabile, feste Landmasse in der Mitte einer Kontinentalplatte bezeichnet, die wegen ihrer Dicke − zwischen 250 und 300 Kilometer − nur wenigen Veränderungen unterworfen ist. Die Ränder der Kontinentalplatte hingegen sind wesentlich dünner und werden durch die Kollision mit anderen Kontinentalplatten oftmals zu Gebirgen aufgefaltet.)

Der Nordchinakraton besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen: dem Ostteil und dem Westteil. Aus noch nicht geklärten Gründen begann sich der Westteil des Nordchinakratons in der Unterkreide zu destabilisieren und wurde immer dünner. Von einstmals 200 Kilometern Dicke sind inzwischen nur noch 80 Kilometer vorhanden. In Erinnerung an das Einsetzen dieses Destabilisierungsprozesses, den man auch Entkratonisierung nennt, und der in der Unterkreide begann, erhielt der Vogel den Namen "Vogel des Kratons".

Bei den nicht-Vogel-Dinosauriern waren der Schädel und die Schnauze noch fest miteinander verbunden. So konnten diese Tiere ihren Oberkiefer nicht unabhängig vom Schädel bewegen. Dies ist bei heutigen Vögeln anders: Deren Oberkiefer (Oberschnabel) ist nur noch lose mit dem Schädel verbunden, was es ermöglicht, diesen nach oben zu bewegen, ohne den ganzen Kopf mitbewegen zu müssen. Allerdings zeigt der Schädel von Cratonavis noch die fest verschmolzene Einheit von Schädel und Oberkiefer, während der Rest des Körpers schon große Ähnlichkeit mit dem der heutigen Vögel aufweist, obwohl der Körperbau für die Flugfähigkeit noch etwas unterentwickelt war.

Dieser Umstand könnte jedoch die überlangen Schulterblätter erklären, die die Forscher an dem fossilen Skelett von Cratonavis entdeckt haben. Vermutlich halfen diese die Kraft der Muskeln beim Zurückziehen und Drehen des Oberarmknochens während des Fluges enorm zu verstärken. So konnte er den unterentwickelten Flugapparat kompensieren.



weitere Informationen unter:

  • LiveScience (engl):
    Ancient bird with T. rex-like skull discovered in China
  • EurekAlert!:
    Bizarre cretaceous bird from China shows evolutionarily decoupled skull and body



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