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Dinosauriereier und -nester



Lange Zeit zählten in der Paläontologie nur die Funde von Knochen und Hautabdrücken, da anhand dieser Skelettteile ein Dinosaurier (oder ein anderes urzeitliches Lebewesen) rekonstruiert werden konnte. Die Bedeutung von Nestfunden und Fußspuren wurde dabei oftmals nicht wahrgenommen.

Dabei sind erste Eireste schon 1868 in Südfrankreich gefunden worden. In der Gobi wurden etwa 60 Jahre später Nester aus der Kreidezeit entdeckt. Doch wurden diese Funde oftmals nur mit verhaltenem Interesse zur Kenntnis genommen, ohne sie einer näheren Untersuchung zu unterziehen oder Folgerungen für das Leben der Dinosaurier abzuleiten. Die neuesten Nachrichten datieren den Fund der ersten Dinosauriereier sogar schon auf 1846, also noch früher, als man annahm. (vgl. Nachricht vom Jan. 2002).

Ein fast vollständig erhaltenes Skelett kann bei der Rekonstruktion eines Tieres wertvolle Dienste leisten, zu Sozialverbänden und Aufzucht von Jungtieren macht es dagegen jedoch keinerlei Aussagen. So besaßen die Paläontologen lange Zeit zwar eine recht gute Vorstellung darüber, wie viele verschiedene Dinosaurierarten im Mesozoikum ("Erdmittelalter") lebten, konnten sich aber kaum ein Bild davon machen, wie die Dinosaurier in ihrer Umgebung existierten, wie sie zueinander standen und welche Verteidigungsstrategien die Pflanzenfresser gegenüber den Fleischfressen entwickelt haben mochten.

In den letzten Jahrzehnten hat sich diese Einstellung jedoch grundlegend gewandelt. Heute werden allgemeinhin auch Spuren und Gelege von Dinosauriern in ihrer Aussagekraft geschätzt.



Dinosaurier-Nest

Während sich jedoch bis in die 70er Jahre hinein die Beschäftigung mit den Eiern und Gelegen in erster Linie auf die Beschreibung der Beschaffenheit der Schalen und auf die der vorgefundenen Eiformen beschränkte, versuchten Ende der 70er Jahre einige Forscher die Eier auch im Hinblick auf eine mögliche Ursache für das Aussterben der Dinosaurier zu untersuchen. Ihre veröffentlichten Ergebnisse, nach denen die Eier am Ende der Kreidezeit mehrlagige Schalen aufwiesen (was vermutlich zum frühzeitigen Absterben der Embryonen führte) und eine gleichzeitig einsetzende Schalenverdünnung (was die Forscher auf hormonelle Störungen aufgrund des Stress einer herrschenden Überbevölkerung in einem Gebiet zurückführten), konnten jedoch in neueren Untersuchungen, die in den 80er Jahren stattfanden, nicht bestätigt werden.


Nach diesen neuen Ergebnissen zu schließen, gibt es keinen Zusammenhang zwischen irgendwelchen Anomalien in Eierschalen und dem Aussterben der Dinosaurier. Vielmehr wurden auch die vom Ende der Kreidezeit stammenden Gelege als durchaus normal beschrieben: keine Anomalien, keine krankhafte Schalenverdünnung oder sonstiges.

Diese 1983 abgeschlossenen Untersuchungen deuten vielmehr darauf hin, dass die Unterschiede in der Schalendicke auf die Umgebung zurück zu führen ist, in der diese Eier ursprünglich abgelegt wurden: Schweres, festes Sediment forderte harte, dicke Schalen mit groberer Körnerung, so dass ein Gasaustausch gewährleistet war - in leichterem, luftigerem Sediment konnten auch dünnwandigere Eier erhalten bleiben, die eine nicht so grobe Oberflächenstruktur aufweisen mussten, um den Gasaustausch zu gewährleisten.

Ein weiterer Aspekt durfte bei der Diskussion um die Unterschiede der Eitypen auch nicht übersehen werden: Nicht alle aus dem Mesozoikum stammenden Eier sind Dinosauriereier; auch Vögel und andere Reptilien hinterließen Gelege - und niemand kann feststellen, ob ein Ei von einem Dinosaurier oder von einem Vogel gelegt wurde, es sei denn, der Embryo lässt eine eindeutige Identifizierung zu.

Wissenschaftler um den Paläontolgen John R. Horner haben Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre im US-Staat Montana am Willow-Creek-Sattle verschiedene Gelege entdeckt, die Aufschluss über die Brutpflege bei verschiedenen Dinosaurierarten geben können.

Nach Auswertung von verschiedenen Nestfunden, Hunderten von Eiern und ettlichen Skelettfossilien sind sich die Wisschenschaftler einig, dass vor rund 80 Millionen Jahren (zur Zeit der Oberkreide) in diesem Gebiet mindestens drei Dinosaurierarten lebten, die unterschiedliche Brutpflege betrieben.


Zu ihnen gehörte eine Hadrosaurierart - Maiasaura (oder auch Maiasaurus) genannt -, die scheinbar in Kolonien brütete und Nesthocker zur Welt brachte, wie es von vielen heute lebenden Vogelarten bekannt ist.
Die Brutpflege der Maiasaura

Eine Hypsilophodonart mit dem Namen Orodromeus legte scheinbar ebenfalls Nistkolonien an. Allerdings deuten diese Nestfunde eher auf Nestflüchter hin, die eine weniger intensive Nestfürsorge bedurften.
Die Brutpflege des Orodromeus

Die dritte vorgefundene Dinosaurierart, die zu den Theropoden gezählt wird - der Troodon - baute im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Arten keine runden Nester, sondern legte seine Eier paarweise in linearen Reihen ab. Dennoch wird auch ihm ein gewisser Grad an elterlicher Fürsorge zugeschrieben.
Die Brutpflege des Troodon


Aufgrund der bisher weltweit vorgefundenen fossilen Gelege der Dinosaurier (1957 konnten in Frankreich gefundene kugelförmige fossile Eier eindeutig einem Sauropoden zugeordnet werden) ist eine grobe Zuordnung bestimmter Ei-Formen möglich, wobei Ausnahmen durchaus existieren können:

  • Sauropoden: kugelige Eier
  • Theropoden: ellipsenförmige Eier
  • Ornithischier: kleine, elliptische Eier, etwa 10 bis 20 Zentimeter groß
    (bekannt von Hadrosauriern, Hypsilophodonten und Ceratopiern).
  • Horner geht aufgrund seiner Befunde sogar noch einen Schritt weiter und stellt die These auf, dass in der Regel Ornithischier runde Nester anlegten (gefunden wurden solche von Maiasaura, vom Orodromeus und vom Protoceratops), während Saurischierarten ihre Eier in der Erde verscharrten (lineare Eiablagen sind sowohl vom Troodon, als auch vom Pflanzen fressenden Brachiosaurus bekannt).


    Titanosaurier-Ei

    Inwiefern diese These jedoch auf sämtliche Dinosaurierarten übertragen werden kann, muss die Zukunft mit ihren weiteren Fossil- und Nestfunden ergeben.

    Bakker, einer der führenden und gleichzeitig umstrittensten Paläontologen der Gegenwart, nimmt sogar an, dass die riesigen Sauropoden aufgrund ihrer enormen Ausmaße als Erwachsene keine Eier gelegt haben, sondern lebendgebährend waren. Zum einen wiesen darauf - seiner Meinung nach - der bei vielen Sauropoden festgestellte relativ weite Beckenkanal hin, und zum zweiten wären lebensfähige Dinosaurier-"Küken" wahrscheinlich viel zu groß gewesen, um sich in einem Ei zu entwickeln.





    Die Brutpflege
    der Maiasaura

    Die Brutpflege
    des Orodromeus

    Die Brutpflege
    des Troodon



    Literatur zum Thema:
  • Haubold: Die Dinosaurier
  • Lessem: Dinosaurierforscher.
  • Norman: Dinosaurier
  • Horner: Brutpflege bei Dinosauriern.
    (In: Saurier und Urvögel)
  • Wechsel zur Kinderseite:
    Eier und Nester




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