Der ewige Streit:
Asteroideneinschlag oder intensiver Vulkanismus?
Der Streit zwischen Asteroiden-Hypothtikern und Vulkanismus-Theoretikern schwelt schon seit Jahren und wird sich in absehbarer Zeit vermutlich auch nicht beilegen lassen, da beide Parteien immer wieder Argumenten für ihre eigene Theorie und gegen die Theorie der anderen vorlegen.
Im Jahr 2001 untersuchten Forscher Sedimentgesteine von der K-T-Grenze aus Italien und Tunesien und kamen zu dem Schluss, dass das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit nicht länger als 8.000 bis 12.000 Jahre angedauert haben kann. Daher schlossen sie aus, dass der verstärkte Vulkanismus in Indien, der vor 66 Millionen Jahren eingesetzt und mindestens 500.000 Millionen Jahre gedauert hat, die Ursache des Aussterbens war. Ihrer Meinung nach konnte nur ein sehr plötzliches Ereignis, wie zum Beispiel ein Asteroideneinschlag, dieses Massensterben verursacht haben. (vgl. Nachricht vom März 2001)
Dieser Schlussfolgerung widersprach im Jahr 2003 das Ergebnis von Messungen, die im indischen Ozean durchgeführt wurden. Die Messungen hatten gezeigt, dass zum Ende der Kreidezeit gigantische Vulkanausbrüche mehr als eine Million Kubikkilometer Lava zutage befördert hatten, die sich über ein Gebiet von einigen tausend Kilometern Durchmesser verteilten. Die bei diesen Ausbrüchen entstandenen Gase und Aschemengen hätten durchaus ausgereicht, um das Massensterben an der K-T-Grenze zu erklären, so die Befürworter der Vulkanismushypothese. (vgl. Nachricht vom Sep. 2003)
Ein französisches Forscherteam untermauerte diese Annahme im Jahr 2005. Es hatte bei einem 600 Meter dicken Lavamantel des Dekkan-Trapps in Indien nachgewiesen, dass er in weniger als 30.000 Jahren entstanden war, und meinte ebenfalls, dass die bei den Erruptionen freigesetzten Gase und entstandenen Aschemengen eine weltweite Aussterbewelle verursacht haben könnten. Der Einschlag eines Asteroiden hätte den Massentod nur noch beschleunigen können, keinesfalls aber auslösen. (vgl. Nachricht vom Aug. 2005)
Als im Jahr 2006 dann ein Forscher Messungen an so genannten Spherulen (kleinen Glaskügelchen, die bei Meteoriteneinschlägen aus erst geschmolzenem und dann schnell wieder erstarrtem Gestein entstanden sind) durchführte, fand er überdies eindeutige Hinweise darauf, dass der Chicxulub-Krater rund 300.000 Jahre zu früh entstand, um für das Aussterben von Bedeutung gewesen zu sein. Die Iridiumschicht, die Alvarez und Alvarez entdeckt hatten, konnte eindeutig nicht auf diesen Asteroideneinschlag zurückgehen und musste eine andere Quelle haben. (vgl. Nachricht vom Apr. 2006)
Zu einem ähnlichen Befund kam im Jahr 2009 Gerta Keller, die unterhalb der Schicht, die dem Meteoriteneinschlag zugeordnet wird, Spuren von 52 Organismen nachweisen konnte, die sie oberhalb der "Einschlags-Schicht" ebenfalls wieder vorfand. Sie schloss daraus, dass zumindest der Chicxulub-Asteroid nicht am Aussterbeprozess beteiligt sein konnte. (vgl. Nachricht vom Apr. 2009)
Schon im Jahr 2003 hatte das Team um Gerta Keller bei der Analyse eines Bohrkerns vom Chicxulub-Krater eine ähnliche Feststellung gemacht: In einer Gesteinsschicht, die sich 300.000 Jahre nach dem Einschlag gebildet hatte, hatte das Team Spuren von Plankton gefunden. Auch diesen Befund hatte das Team so gedeutet, dass der Einschlag des Asteroiden keinen einschneidenden Klimawechsel hervorgerufen haben konnte. Das Argument der Asteroiden-Befürworter, bei diesen angeblichen Planktonspuren handele es sich lediglich um mineralische Strukturen, ließ das Team nicht gelten. (vgl. Nachricht vom Apr. 2003)
Vulkanismus-Gegner hingegen brachten im selben Jahr eine andere Studie heraus, nach der die Vulkanausbrüche in Indien laut Isotopenberechnungen mehrere hunderttausend oder sogar eine Million Jahre zu früh stattfanden und somit ebenfalls nicht im direkten Zusammenhang mit dem Verschwinden der Dinosaurier stehen konnten. (vgl. Nachricht vom Nov. 2003)
Diese Studie wurde im Jahr 2014 aber widerlegt, in der Geowissenschaftler nach intensiven Gesteinsproben den Zeitraum der Erruptionen in Indien genauer festlegen konnten. Demnach begannen die Ausbrüche rund 250.000 Jahre vor dem Massensterben und endeten ca. 500.000 Jahre danach. Während diese Geowissenschaflter allerdings eine Kombination aus Vulkanausbruch und Meteoriteneinschlag befürworteten, beanspruchten sowohl die Impact-Gegner als auch die Vulkanismusgegner dieses Ergebnis als Argument für ihre Theorien: Nach Aussage der Vulkanismus-Befürworter sei dies ein schlagender Beweis dafür, dass der Vulkanismus die Hauptursache des Massensterbens war. Nach Aussage der Impact-Theoretiker zeige dieser lange Zeitraum, dass Vulkanismus keine große Rolle bei dem Exitus gespielt haben kann. (vgl. Nachricht vom Dez. 2014)
Eine Entdeckung aus dem Jahr 2006 gab den Vulkanismus-Befürwortern aber weitere Argumente in die Hand: Ein russisch-österreichisches Forscherteam entdeckte, dass die schmale dunkle Gesteinsschicht, die die K-T-Grenze markiert, aus zwei Teilen besteht: In der unteren fanden die Wissenschaflter Schwermetalle wie Arsen, Blei, Kupfer und andere, die im oberen Teil fehlten. Dafür enthielt diese Schicht Nickel und Diamanten. Für die Forscher ergab sich folgendes Szenario: Zunächst kam es zu gigantischen Vulkanausbrüchen, die die Schwermetalle in die Atmosphäre schleuderten und zur Vergiftung der meisten Tier- und Pflanzenarten und somit zum Aussterben derselben führten. Etwa 500 bis 800 Jahre nach Beendigung des Vulkanismus schlug dann ein Asteroid auf der Erde ein, der allerdings keinen großen Einfluss mehr auf die Flora und Fauna haben konnte. (vgl. Nachricht vom Feb. 2006)
Im Jahr 2010 bewertete dann ein Team aus 41 Forschern die Messerergebnisse, die im Zusammenhang mit dem Chicxulub-Krater erhoben wurden, erneut und kam zu dem Schluss, dass Bohrkerne aus dem Rand des Kraters wenig aussagekräftig wären, da die Erdmassen durch die beim Einschlag entstandenen Erdbeben, Erdrutsche und Tsunami-Wellen kräftig durcheinander geschüttelt wurden und so kein interpretierbares Abbild der abgelagerten Schichten zuließen. (vgl. Nachricht vom März 2010)
Drei Jahre später konnte mit Hilfe einer neuen Berechnungsmethode nachgewiesen werden, dass der Chicxulub-Asteroid nur 33.000 Jahre vor dem weltweiten Artensterben auf die Erde gefallen war. Somit konnte er durchaus mit dem Massenaussterben in Verbindung gestanden haben. (vgl. Nachricht vom Feb. 2013)
Im Jahr 2014 glaubte ein Forscherteam dann eindeutige Belege gefunden zu haben, die für ein Aussterben aufgrund eines Asteroideneinschlags sprechen: Demnach konnten die Forscher in 66 Millionen Jahre alten Sedimentschichten vom Brazos River in Texas sowohl Schichten zertrümmerter Muschelschalen, die sie auf gigantische Tsunami-Wellen zurückführten, als auch einen zunächst rapiden Abfall der Durschnittstemperatur nach dem Einschlag sowie einen späteren Wiederanstieg der Temperatur aufgrund von Treibhausgasen nachweisen. (vgl. Nachricht vom Mai 2014)
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