Startseiteüber DinosaurierDinosaurier-ListeTriceratops

Triceratops

"Dreihorngesicht"



Systematik:
Ornithischia
Genasauria
Neornithischia
Cerapoda
Marginocephalia
Ceratopsia
Neoceratopsia
Coronosauria
Ceratopsidae
Chasmosaurinae
Triceratopsini
Zeit:
Oberkreide
(Maastricht)
vor 70 − 65 Mio. Jahren
Verbreitung:

Nordamerika:

USA (Wyoming, Montana, S. Dakota, Colorado)
Kanada (Alberta, Saskatchewan)



Dieser halberwachsene Triceratops gehörte zu der größten bekannten Ceratopsia-Gattung.


Inhaltsangabe:

  • Systematik / Zeit / Verbreitung
  • Die Geschichte des Fundes
  • Klassifikation und anerkannte Arten
  • Allgemeine Beschreibung
  • Der Nackenschild und die Stirnhörner
  • Riesige Nasenhöhlen
  • Zweikämpfe
  • Sozailverhalten
  • Verbreitung von Pflanzensamen
  • Überraschungen bei der DNA-Analyse


  • Die Geschichte des Fundes

    Als im Jahre 1887 Georges L. Cannon in der Nähe von Denver (Colorado, USA) ein paar seltsam geformte Hörner entdeckte, glaubte der Paläontologe O. C. Marsh zunächst daran, dass es sich hierbei um die Reste einer bis dato unbekannten Bison-Art handle und nannte diese Art Bison alticornis.

    Im Mai 1888 machte John B. Hatcher, ein enger Mitarbeiter von Marsh, einen anderen bemerkenswerten Fund: In Montana entdeckte er unter verschiedenen Knochenfragmenten auch Teile eines Schädels mit zwei Hörnern, die den Hörnern des Bison alticornis auffallend glichen. Diese Schädelfragmente wurden einer neuen Dinosaurierart mit Namen Ceratops montanus zugeschrieben.

    Inzwischen hatte man aber auch in Wyoming neue Entdeckungen gemacht: Hier wurde ein Schädel mit gleich drei Hörnern gefunden, der den beiden erst genannten Funden ebenfalls auffällig ähnlich war. So hielt die neue Spezies Triceratops horridus Einzug in die Welt der Wissenschaft, während Bison alticornis gleichzeitig aus ihr verschwand.


    nach oben



    Klassifikation und anerkannte Arten

    Der Triceratops gehört zur Gruppe der Ceratopsidae, die wiederum zur Gruppe der Ceratopsia gezählt wird. Er gilt als der bekannteste Ceratopsia und war mit einer Länge von neun Metern der größte und mit einem Gewicht von etwa zehn Tonnen der schwerste unter ihnen. Zudem scheint er auch der am häufigsten vertretene gewesen zu sein.

    Zwischenzeitlich wurde die Anzahl der Triceratops-Arten mit 15 angegeben, die anhand ihres Knochenschildes unterschieden wurden. Allerdings wurde auch damals schon eingeworfen, dass es gut möglich sei, dass es sich in einigen Fällen lediglich um verschiedene Geschlechter beziehungsweise um verschiedene Wachstumsstadien handelt. Dies wurde dann später korrigiert. Heute sind noch zwei Arten anerkannt: T. horridus und T. prorsus.

    Allgemeine Beschreibung

    Wie alle Vertreter seiner Gruppe war auch Triceratops ein Pflanzenfresser. Er besaß einen kräftigen, massigen und gedrungenen Körper, der auf vier kräftig gebauten Beinen ruhte. Seine breiten Füße verliehen ihm große Standfestigkeit.

    Der Name "Triceratops" heißt übersetzt: "Dreihorngesicht", da er ein dickes kurzes Horn auf der Nase und zwei über ein Meter lange, schmalere Hörner oberhalb der Augen besaß.


    nach oben



    Der Nackenschild und die Stirnhörner

    Der Nackenschild des Triceratops erreichte eine Länge von über zwei Metern und besaß im Gegensatz zu den meisten anderen Ceratopsiern keine Knochenfenster. Das weist darauf hin, dass dieser massiv gebaute Nackenschild in erster Linie zur Verteidigung eingesetzt wurde und nicht ausschließlich als Ansatzfläche der Kaumuskulatur diente. Er könnte allerdings auch eine Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur gedient haben (vgl. Nachricht von Dez. 1998) oder bei der visuellen Kommunikation untereinander.

    Letzteres wird aus dem Fund eines Triceratops-Babys geschlossen, welches ebenfalls schon einen kleine Nackenschild trug. Die Überreste des Babys wurden zwar zwar schon im Jahr 1997 entdeckt, aber erst 2006 richtig interpretiert. Seither kennt man auch das Aussehen eines frisch geschlüpften Triceratops-Juntiers und gelangte von diesem ausgehend zu weiteren Erkenntnissen: Demnach waren die Babys des Triceratops nur 90 Zentimeter lang und besaßen kleine, knubbelige Hörnchen. Das zunächst haslnussgroße Gehirn wuchs mit Zeit bis auf die Größe einer Kartoffel (vgl. Nachricht von März 2006).

    Schließlich konnte in einer weiteren Studie aus dem Jahr 2006 nachgewiesen werden, dass die Ausgestaltung des Nackenschildrandes Ausdruck des Alters bzw. des Entwicklungsstandes eines Triceratops darstellte: Je jünger ein Triceratops war, desto deutlich waren die Ränder des Nackenschildes gezackt. Im Laufe seines Leben flachten diese Zacken immer mehr ab und bildeten im Erwachsenenalter einen nahezu glatten, durchgängigen Rand.

    Eine ähnliche Veränderung zeigte sich während des Lebens auch an den Stirnhörnern, welche zu Beginn des Lebens nach hinten gebogen waren und sich dann im Laufe des Lebens immer weiter nach vorne neigten bis sie schließlich im Erwachsenen Alter nach vorn gebogen waren. (vgl. Nachricht von Aug. 2006).


    Anhand des Nackenschild-Rands und der Stirnhörner kann dieser
    Triceratops als halberwachsen identifiziert werden.

    nach oben



    Riesige Nasenöcher


    Die Nasenlöcher im Triceratops-Schädel waren riesig. Sie waren so groß, dass ein Kind darin Platz gefunden hätte. Wahrscheinlich lagen in der Nase Schleimhäute und Blutgefäße. Da aber der Riechprozess eher im hinteren Teil der Nase stattgefunden hat, gehen die Forscher des so genannten "DinoNose Projects" davon aus, dass der vordere Teil der Kühlung diente, um Triceratops vor Überhitzung zu schützen. (vgl. Nachricht vom Nov. 1999)

    Im Jahr 2016 wurde auch die Überlegung geäußert, dass die riesigen Nasenhöhlen möglicherweise komplexe und vielleicht anschwellende Luftsäcke beherbergten, die bei Bedarf aufgeblasen werden konnten. Allerdings − so wurde direkt eingeschränkt − könnte diese Theorie weder bewiesen werden noch müsse sie von jedem geteilt werden (vgl. Nachricht vom Nov. 2016).


    Eine nicht ganz unumstrittene Idee für die riesigen Nasenlöcher besagt, dass Triceratops möglicherweise anschwellende Luftsäcke besaß, die er bei Bedarf aufblasen konnte − im Bild dargestellt an einem Verwandten von ihm, einem Arrhinoceratops.

    nach oben



    Zweikämpfe

    Da viele der gefundenen Schädel, Nackenschilde und Hörner eine Beschädigung aufweisen, vermuten die Forscher, dass ein Triceratops häufig gegen einen anderen kämpfte. Möglicherweise versuchten sich die Tiere, mit ihrem Kopf gegenseitig abzudrängen. Ob die spitzen Hörner dabei eine Rolle spielten, oder ob diese ausschließlich zur Abwehr der wirklich gefährlichen Feinde wie Tyrannosaurus oder Albertosaurus eingesetzt wurden, konnten die Wissenschaftler lange Zeit nicht mit Gewissheit sagen.

    Die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie zu diesem Thema aus dem Jahr 2009 lassen jedoch als wahrscheinlich erscheinen, dass Triceratops seine Stirnhörner auch bei Rivalitätskämpfen einsetzte. Verletzungen, die an den Nackenschilden von knapp 70 Triceratops-Schädeln gefunden wurden, lassen vermuten, dass die Tiere bei den Kämpfen ihre Hörner ineinander hakten und dann miteinander rangen. (s. Nachricht von Jan. 2009)


    Zwei Triceratops kämpfen miteinander.

    Im Jahr 2022 konnte zudem bei dem bis dato größten gefundenen Triceratops-Skelett ein Loch im Nackenschild diagnostiziert werden, das von einem anderen Triceratops-Horn verursacht worden war. Allerdings war dieses von hinten durch den Nackenschild gedrungen. Die Forscher erkannten, dass sich diese Verletzung beim Verenden des Tieres zwar im Heilungsprozess befand, sie jedoch eine Entzündung am Knochen hervorgerufen hatte. (vgl. Nachricht von Apr 2022)


    nach oben



    Sozialverhalten

    Über das Sozialverhalten des Triceratops lassen sich nur Vermutungen anstellen. Frühere Theorien, nach denen diese Dinosaurier-Gattung in großen Herden den Westen Nordamerikas durchzogen, werden inzwischen als überholt angesehen. Dazu passt auch eine weitere, inzwischen verworfene Theorie, nach der eine Triceratops-Herde − ähnlich wie die heutigen Moschusochsen − nicht vor ihren Feinden geflohen ist, sondern sich in einem schützenden Kreis um die Jungtiere und die Weibchen aufstellte. So hätte jeder Angreifer (wie z.B. der Tyrannosaurus rex) erst einen dichten Wall aus Nackenschilden und Hörnern durchbrechen müssen, ehe er an seine Beute gekommen wäre. Allerdings lässt sich ein heutiges Säugetierverhalten nicht so ohne weiteres auf die Dinosaurier übertragen.

    Die Theorie der großen Herden wurde aus dem Grund verworfen, da hauptsächlich Einzeltiere entdeckt wurden und kaum mehrere Tiere auf einmal, wie es bei Herden, die durch Wetterkapriolen oder in unwegsamen Gelände umgekommen sind, häufiger vorkommt.

    Im Jahr 2009 jedoch wurden in einem Knochenbett in Montana (USA) die Überreste mindestens dreier jugendlicher Triceratops-Individuen entdeckt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit hier gleichzeitig ums Leben gekommen sind. Das deutet laut Forscher darauf hin, dass sich zumindest jugendliche Triceratops für eine gewisse Zeit zu Sozialverbänden zusammenschlossen. Der Grund hierfür muss jedoch ebenfalls im Bereich der Spekulation bleiben. (vgl. Nachricht vom März 2009)

    Auch aus dem Jahr 2013 ist der Fund einer Dreiergruppe bekannt − dieses Mal waren jedoch anscheinend zwei erwachsene Tiere mit einem Jungtier unterwegs (vgl. Nachricht vom Juni 2013). Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass Triceratops zumindest in kleinen Gruppen umherzog.

    Diese Vermutung wird auch in einer Studie aus dem Jahr 2020 geäußert, in der ein Triceratops mit einer gebrochenen Schwanzspitze näher untersucht wurde. Solche Verletzungen scheinen häufiger unter Triceratops aufgetreten zu sein, woraus die Forscher schließen, dass das ein Herdenproblem war. Allerdings, so die Forscher, hätten die Herden wahrscheinlich aus maximal 10 Tieren bestanden, vermutlich eher weniger. (vgl. Nachricht vom Jan. 2020)


    nach oben



    Verbreitung von Pflanzensamen

    Ein neuseeländischer Waldökonom vermutete im Jahr 2021, dass in der Kreidezeit der Triceratops eine wichtige Aufgabe im Ökosystem erfüllte, weil dieser durch seine Größe, seine wahrscheinliche Wanderung und seine pflanzlichen Nahrung dazu beitrug, dass sich Pflanzensamen ausbreiten konnte. Durch den langen Darm behielt er seine Nahrung (einschließlich der verschluckten Pflanzensamen) vermutlich einige Tage bei sich, bevor er sie diverse Kilometer vom Ort seiner Nahrungsaufnahme entfernt über den Kot wieder ausschied. So verteilte er die Pflanzensamen über seine Wanderrouten. (vgl. Nachricht vom Jan. 2021)

    Überraschung bei der DNA-Analyse

    Zu einem eher merkwürdigen Ergebnis kam eine DNA-Analyse im Jahr 2000: Demnach wies das Erbgut des Triceratops frappierende Ähnlichkeit mit dem eines Truthahns auf. Obwohl die Nähe von Dinosauriern zu Vögeln inzwischen nicht mehr angezweifelt wird, erstaunt diese Ergebnis insofern, als dass Triceratops überhaupt nicht zur Gruppe der Vogel-ähnlichen Dinosaurier gehört (deren Vertreter, die Theropoden, in die Gruppe der Echsenbecken-Dinosaurier "Saurischia" eingeordnet werden), sondern zur Gruppe der Vogelbecken-Dinosaurier "Ornithischia" gezählt wird. (vgl. Nachricht vom Apr. 2000)


    (Letzte Aktualisierung:
    Juni 2022)





    Zur alphabetischen Auflistung:
    Dinosaurier-Liste
    Literatur zum Thema:
  • Bozzi (u.a.): Dinosaurier - Tatsachen, wissenschaftliche Erkenntnisse und neue ungelöste Rätsel
  • Cox (u.a.): Dinosaurier und andere Tiere der Vorzeit
  • Dixon: Dinosaurier − Tiere der Urzeit
  • Wechsel zur Kinderseite:
    Der Triceratops




    Zurück zur vorhergehenden Seite

    Zum Seitenanfang



    www.dinosaurier-interesse.de