Startseiteüber DinosaurierDinosaurier-ListeArchaeopteryx

Archaeopteryx

"alter Flügel"



Systematik:
Saurischia
Theropoda
Neotheropoda
Tetanurae
Neotetanurae
Coelurosauria
Maniraptoriformes
Maniraptora
Paravis
Eumaniraptora
Avialae
Aves
Archaeopterygidae
Zeit:
Oberjura
(Kimmeridge, Tithon)
vor 151 bis 145 Mio. Jahren
Verbreitung:

Europa:

Deutschland,
Portugal ?



Archaeopteryx wird immer noch als Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln gehandelt, obwohl inzwischen viele weitere Urvogel-Fossilien gefunden wurden.


Inhaltsangabe:

  • Systematik / Zeit / Verbreitung
  • Es begann mit einer Feder
  • Urvogel oder nicht?
  • Insektenjäger / Einzelgänger
  • Hirnstruktur ähnelte heutigen Vögeln
  • Gleitflug mit dunkelem Federkleid
  • Baumbewohner oder Bodenbrüter?
  • Bislang elf Fossilien


  • Der Archaeopteryx war etwa 60 Zentimeter lang und wog vermutlich zwischen 300 und 500 Gramm.


    Es begann mit einer Feder

    Die ersten Überreste wurden 1861 in einem Steinbruch bei Solnhofen, in Langenaltheim (Deutschland) gefunden, nachdem schon vorher der steinerne Abdruck einer einzelnen Feder entdeckt und von Hermann von Meyer als "Alte Feder" beschrieben wurde.

    Bei dem ersten vollständigen Fund fielen die gut sichtbaren Abdrücke der Federn im Gestein auf, die sich neben den feinen Knochen erhalten hatten. 1868 interpretierte Thomas Huxley das Fossil als Vogel mit reptilischen Merkmalen.

    Nach wie vor wird es als "Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln" gefeiert, obwohl inzwischen viele andere Urvogel- und Feder-Dinosaurier-Fossilien (insbesondere in China) gefunden wurden. Wie die heutigen Vögel war Archaeopteryx wahrscheinlich warmblütig.



    nach oben



    Urvogel oder nicht?

    Da Archaeopteryx im Unterschied zu ähnlich großen Dinosauriern aus der Gruppe der Coelurosauria ein Gabelbein besaß, das aus der Verschmelzung zweier Schlüsselbeine hervorgegangen war, lag es nahe, ihn in die Gruppe der Avialae (Vögel und unmittelbare Verwandte) einzuordnen.


    Der Funde eines Gabelbeins führte dazu,
    dass Archaeopteryx als Urvogel klassifiziert wurde.


    Allerdings ist sich die Fachwelt bis heute nicht einig, ob es sich bei Archaeopteryx um einen "echten" Vogelvorfahren, den Vertreter einer inzwischen ausgestorbenen Schwesterngruppe der Vögel oder gar einen sehr vogelähnlichen Dinosaurier aus der Gruppe der Deinonychosauria handelt:

    In den letzten Jahren mehrten sich die Zweifel, ob Archaeopteryx tatsächlich ein Vogel sei. Zum einen erinnert die Knochenstruktur und die Entwicklungsgeschwindigkeit eher an einen Dinosaurier als an einen Vogel (vgl. Nachricht vom Okt. 2009), zum anderen wurde ein naher Verwandter von Archaeopteryx, Xiaotingia zheng, in die allgemeinere Gruppe der Paravis eingeordnet, die neben den Vögeln auch die Deinonychosauria enthält (vgl. Nachricht vom Juli 2011).

    Vorher wurde schon länger angenommen, dass Archaeopteryx nicht in direkter entwicklungsgeschichlicher Linie zu den heutigen Vögeln steht, und so wurde er einer Schwesterngruppe der modernen Vögel zugeordnet.

    Ein Fund aus dem Jahr 2013 rehabilitierte Archaeopteryx als "echten" Vogelvorfahren: Ein 160 Millionen Jahre altes Fossil mit dem Namen Aurornis xui wurde von den Forschern als Urvogel klassifiziert, der am Beginn der Stammesgeschichte hin zu den modernen Vögeln steht. Da Aurornis viele Ähnlichkeiten mit Archaeopteryx (und auch mit Xiaotingia) aufweist, erhielten daraufhin sowohl Archaeopteryx als auch Xiaotingia ebenfalls den Status eines "echten" Vogelvorfahren (vgl. Nachricht vom Mai 2013).


    nach oben



    Insektenjäger

    Da der ca. zwei Zentimeter große Kopf des Archaeopteryx relativ große Augen und ein Maul mit spitzen Zähnen hatte, vermuten die Forscher, dass der Urvogel auf kleine Insekten Jagd machte. Wahrscheinlich ging er am Tag auf die Jagd, wie die Ergebnisse einer Studie nahelegen (vgl. Nachricht vom Apr. 2011).

    Einzelgänger

    Wider Erwarten wurde bei verschiedenen Studien festgestellt, dass Archaeopteryx wahrscheinlich verhältnismäßig gut riechen konnte (vgl. Nachricht vom Okt. 2008), während sein Hörvermögen eher mager ausgeprägt war. Letzteres lässt vermuten, dass Archaeopteryx wahrscheinlich Einzelgänger war und nicht in Gruppen zusammenlebte, was eine Verständigung untereinander voraussetzen würde. (vgl. Nachricht vom Jan. 2009)


    nach oben



    Hirnstruktur ähnelte heutigen Vögeln

    Bei einem Computerscanning des Kopfes von Archaeopteryx im Jahr 2004 stellte sich heraus, dass die Hirnstruktur des Urvogels nur geringe Unterschiede zu der von heutigen Vögel aufwies. Zwar war das Gehirn etwas kleiner als das heutiger Vögel, übertraf aber an Größe eindeutig das von Reptilien. Die Aufteilung der Hirnregionen lässt vermuten, dass Archaeopteryx einen ausgesprochen guten Gleichgewichtssinn hatte und möglicherweise komplexe Flugmanöver ausführen konnte, was wiederum für eine größere Verwandtschaftsnähe zu den Vögeln sprechen könnte (vgl. Nachricht vom August 2004).

    Eine im Jahr 2013 durchgeführte Untersuchung, die sich mit den Hirnbereichen bei verschiedenen vogelähnlichen Dinosauriern befasste, stellte jedoch fest, dass es viele Maniraptora gab, deren Hirnregionen massenmäßig und in ihrer Ausprägung näher an denen der Vögel lagen als die des Archaeopteryx. Scheinbar traf die vogelähnliche Hirnstruktur auf die gesamte Gruppe der Theropoden zu und nicht nur auf Archaeopteryx und andere Urvögel (vgl. Nachricht vom Juli 2013).


    nach oben



    Gleitflug mit dunkelem Federkleid

    Im Jahr 2010 zweifelten zwei Forscher jedoch die vermeintlichen Flugfähigkeiten des Archaeopteryx wieder an, weil der Schaft der so genannten Primärfedern eigentlich zu dünn war und bei einem aktiven Flug hätte brechen müssen. Daher vermuteten sie, dass der Urvogel lediglich gleiten konnte. (vgl. Nachricht vom Mai 2010)

    Allerdings konnte im Jahr 2011 in einer einzelnen Schwungfeder von Archaeopteryx Melanin nachgewiesen werden, das eine stabilisierende Wirkung auf die Feder hatte, das heißt, es machte sie härter und widerstandsfähiger. (Zudem ruft das Melanin ein schwarze Färbung hervor, so dass davon ausgegangen werden kann, dass Archaeopteryx zumindest eine schwarze Schwungfeder besaß.) (vgl. Nachricht vom Nov. 2011)

    Im Jahr 2013 fanden Forscher beim Röntgen von Federüberresten Hinweise auf Metallspuren. Demnach könnten die Federn von Archaeopteryx in der Mitte heller gefärbt und am Rand sowie an den Spitzen dunkel gefärbt gewesen sein (vgl. Nachricht vom Juni 2013).

    Untersuchungen im Jahr 2012 ergaben, dass (entgegen der bis dato geltenden Meinung) die Flügel des Archaeopteryx anders als bei heutigen Vögeln aufgebaut waren. So wurden beim Archeopteryx die Schwungfedern durch gleich lange Deckfedern überdeckt, was ein gezieltes Spreizen oder Schrägstellen der Federn verhinderte und einen Start vom Boden aus sowie ein langsames Fliegen erschwert hätte. Auch die Ergebnisse dieser Untersuchung sprechen eher für einen Gleitflug. (vgl. Nachricht vom Nov. 2012)

    Zudem wurde in einer Studie aus dem Jahr 2006 kein Hinweis darauf gefunden wurde, dass Archaeopteryx das so genannte "acrocoracohumeralen Ligament" (eine kurze Sehne, die sich vom Oberarmknochen zum Schultergelenk spannt und die bei modernen Vögeln das Fliegen unterstütz) besaß. Somit wird Archaeopteryx wahrscheinlich ohnehin andere Strategien für die Stabilisierung seines Gleitflug entwickelt haben als moderne Vögel. (vgl. Nachricht vom Dez. 2006)

    Im Jahr 2004 fanden zwei dänische Forscher auch an den Beinen des Archaeopteryx Federn, die ihrer Meinung nach jedoch zur Flugunterstützung zu kurz gewesen wären. Es hätte sich bei diesen Federn um so genannte "Konturfedern" gehandelt, die das äußere Erscheinungsbild des Vogels mitgeformt hätten. (vgl. Nachricht vom Mai 2004)

    Zwei Jahre später griff ein kanadischer Forscher diese Idee auf, äußerte jedoch die Vermutung, dass die Federn an den Beinen durchaus eine Art "Nebenflügel" hätten bilden können, zumal die Federn eine aerodynamische Struktur aufwiesen. Da diese "Nebenflügel" jedoch beim Flugstart vom Boden aus eher hinderlich gewesen wären, sei ein Herabgleiten von erhöhten Standorten aus, eher wahrscheinlich. (vgl. Nachricht vom Sept. 2006)


    nach oben



    Baumbewohner oder Bodenbrüter?

    Mit seinem langen knöchernen Schwanz, der an beiden Seiten von längeren Federn besetzt war, und den langen, schlanken Beinen, bei denen die langen Unterschenkelknochen aufällig waren, war er wahrscheinlich recht wendig und konnte schnell rennen.

    Unter der Flügelkante lugten an den Händen von Archaeopteryx drei bekrallte Finger frei hervor.

    Ob Archaeopteryx in offenem Waldland auf Bäumen lebte, wie ursprünglich vermutet, muss seit einer Studie aus dem Jahr 2005 in Frage gestellt werden. Lange Zeit nahm man an, dass der Urvogel bei der Suche nach Insekten mithilfe seiner bekrallten Hände und Füße auf Bäume kletterte, und dann, unterstützt durch das Federkleid, von einem Baum zum anderen glitt. Landete er dabei auf dem Boden, kletterte er den nächsten Baum anschließend wieder hinauf. Da man davon ausging, dass Archaeopteryx vogeltypische Füße besaß, mit drei, nach vorne zeigenden Zehen und einer Daumenzehe, die nach hinten wies, hätte er die Äste wie die modernen Vögel gut umgreifen können.


    Bei einer genauen Untersuchung des 2003 gefundenen zehnten Fossils von Archaeopteryx im Jahr 2005 konnte aber nachgewiesen werden, dass der Urvogel seinen ersten Zeh nicht vollständig nach hinten drehen konnte, sondern ihn nur seitlich abspreizte. Zudem konnte er seinen zweiten Zeh, an dem wie bei andere Dromaeosauriern eine größere Kralle saß, überdimensional weit nach oben biegen. Das unterstützt die oben genannte These, dass Archaeopteryx den Dinosauriern näher stand als den modernen Vögeln. (vgl. Nachricht vom Dez. 2005)


    Ob Archaeopteryx auf Bäume klettern konnte, ist fraglich.

    nach oben



    Bislang elf Fossilien


    Vom Archaeopteryx sind bisher zwölf Fossilien bekannt, das letzte wurde 2010 in Solnhofen entdeckt und wird im Dinopark im Altmühltal ausgestellt (vgl. Nachricht vom Aug. 2016).

    Insbesondere das 2003 gefundene zehnte Fossil begeistert die Forscher durch Restpartikel echter Federn, die ursprünglich für normale Abdrücke gehalten wurde. (vgl. Nachricht vom Mai 2010)


    Darüber hinaus sind in den Jahren 1974 bis 1976 diverse isolierte Zähne in Portugal gefunden worden, die auf ein Alter von 153 Millionen Jahren datiert und zu einem großen Teil dem Archaeopteryx zugeschrieben wurden. (Link) Allerdings ist diese Interpretation nicht ganz unumstritten.


    (Letzte Aktualisierung:
    Aug. 2016)





    Zur alphabetischen Auflistung:
    Dinosaurier-Liste
    Literatur zum Thema:
  • Cox (u.a.): Dinosaurier und andere Tiere der Vorzeit
  • Parker: Dinosaurier
  • Richardson: Dinosaurier und andere Tiere der Urzeit


  • Englischsprachige Websites:
  • DinoData
       (inzwischen gelöscht)



  • Zurück zur vorhergehenden Seite

    Zum Seitenanfang



    www.dinosaurier-interesse.de